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Temu unter Druck: EU-Behörden untersuchen Verbraucherschutz-Verstöße

iPhone und Temu-App
Foto: Camilo Concha / Shutterstock
Lesezeit ca. 3 Minuten

Europäische Verbraucherschutzbehörden fordern Temu auf, gegen geltendes EU-Verbraucherschutzrecht verstoßende Geschäftspraktiken zu ändern. Im Fokus stehen irreführende Rabatte, aggressive Verkaufsstrategien, intransparente Rückgaberechte und verdeckte Kontaktinformationen.

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Aktualisierung 18:05 Uhr: Der Artikel wurde um eine Stellungnahme eines Temu-Sprechers ergänzt.

Die Europäische Kommission und nationale Verbraucherschutzbehörden fordern die Online-Handelsplattform Temu auf, ihre Geschäftspraktiken mit dem europäischen Verbraucherschutzrecht in Einklang zu bringen. Für Deutschland ist das Umweltbundesamt beteiligt, das dem Ministerium für Umwelt- und Verbraucherschutz unterstellt ist. Nach einer koordinierten Untersuchung durch das Consumer Protection Cooperation (CPC)-Netzwerk haben die Behörden eine Reihe von Praktiken auf Temus Plattform identifiziert, die möglicherweise irreführend sind und den Verbraucherschutzstandards der EU widersprechen. Temu wurde angewiesen, umfassende Informationen bereitzustellen und Maßnahmen zu ergreifen, um die festgestellten Missstände zu beheben.

Im Fokus der Untersuchung stehen Praktiken, die Verbraucher beeinflussen oder täuschen könnten. Dazu zählen vermeintliche Preisnachlässe, die es in Wirklichkeit nicht gibt, und aggressive Verkaufstaktiken, die Zeitdruck erzeugen, wie etwa angeblich begrenzte Bestände oder zeitlich befristete Kaufmöglichkeiten. Auch die „Gamifizierung“ von Kaufprozessen wird kritisiert: Temu zwingt Nutzer, ein Glücksradspiel zu spielen, um die Plattform nutzen zu können, ohne dabei die Bedingungen und möglichen Einschränkungen transparent darzustellen. Zudem beanstandet die CPC die mangelhafte Information über Rückgaberechte, falsche Kundenbewertungen und versteckte Kontaktmöglichkeiten, die den Kunden den direkten Austausch mit dem Unternehmen erschweren.

Ein wichtiger rechtlicher Hintergrund ist die neue EU-Produktverordnung, die ab dem 13. Dezember 2024 in Kraft tritt. Sie schreibt vor, dass ein wirtschaftlich Verantwortlicher innerhalb der EU die Produktsicherheit gewährleisten muss. Diese Regelung ermöglicht es Behörden, unsichere Produkte aus dem Verkehr zu ziehen und stellt zusätzliche Anforderungen an Marktplätze wie Temu.

In einer Stellungnahme eines Unternehmenssprecher kommentiert Temu gegenüber Retail-News:

Temu erkennt die von der Europäischen Kommission und den nationalen Verbraucherschutzbehörden geäußerten Bedenken an und bekräftigt sein Engagement, eng mit den zuständigen Regulierungsbehörden zusammenzuarbeiten, um etwaige Probleme zu lösen und die Einhaltung der EU-Gesetze sicherzustellen. 

Obwohl wir in relativ kurzer Zeit bei vielen Verbrauchern an Beliebtheit gewonnen haben, sind wir noch eine sehr junge Plattform – in der EU weniger als zwei Jahre alt. Wir lernen aktiv dazu und passen uns den lokalen Anforderungen an. Wir werden bei dieser Untersuchung uneingeschränkt kooperieren, da wir der Meinung sind, dass eine solche Prüfung langfristig den Verbrauchern, Händlern und der Plattform zugutekommt.“

In den nächsten Wochen hat Temu nun die Möglichkeit, offiziell Stellung zu den Vorwürfen zu nehmen und Lösungsvorschläge einzureichen. Sollte das Unternehmen die Bedenken der CPC nicht ausräumen, könnten die Behörden mit Sanktionen reagieren, die auch empfindliche Bußgelder umfassen. Weitere Verfahren laufen bereits in einzelnen Mitgliedstaaten, darunter Ungarn, Polen und Frankreich.

Parallel zu den Untersuchungen der CPC läuft eine formelle Prüfung der Kommission gegen Temu unter dem Digital Services Act (DSA). Die Vorwürfe im Rahmen des DSA umfassen unzureichende Risikobewertungen, fehlende Transparenz bei Empfehlungssystemen sowie den mangelnden Zugang zu Daten für Forschungszwecke. Die Maßnahmen von CPC und DSA ergänzen sich und sollen eine sichere, vertrauenswürdige Online-Umgebung für europäische Verbraucher sicherstellen.

Mit der Unterstützung der Europäischen Kommission hat das CPC-Netzwerk die Kompetenz, bei grenzüberschreitenden Verbraucherschutzverstößen einzugreifen. Diese Behörde greift auf eine Vielzahl von EU-Rechtsinstrumenten zurück, um die Einhaltung der Standards zu überwachen, darunter die Richtlinien zu unlauteren Geschäftspraktiken und zur Preisauszeichnung sowie die e-Commerce-Richtlinie. Die Einstufung von Temu als „Very Large Online Platform“ (VLOP) unterstreicht die Relevanz der Plattform, die zur Einhaltung strenger Transparenz- und Verbraucherschutzvorgaben verpflichtet ist.

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