Der börennotierte US-amerikanische Anbieter WW International – besser bekannt unter dem Markennamen WeightWatchers – hat ein umfassendes finanzielles Restrukturierungsprogramm gestartet, um seine Schuldenlast um rund 1,15 Milliarden US-Dollar (ca. 1,07 Mrd. Euro) zu senken. Das Unternehmen hat hierzu ein sogenanntes „pre-packaged“ Chapter-11-Verfahren, das in Deutschland mit einer Insolvenz in Eigenverwaltung vergleichbar ist, beim zuständigen Insolvenzgericht in Delaware eingeleitet. Die Neuaufstellung soll innerhalb von etwa 45 Tagen abgeschlossen werden.
Gründe für die Insolvenz
Die Insolvenz von WW International ist das Ergebnis mehrerer struktureller und marktbedingter Herausforderungen, die das Unternehmen in den letzten Jahren erheblich belastet haben. Ein wesentlicher Faktor war der rasante Aufstieg von GLP-1-basierten Abnehmmedikamenten wie Ozempic, Wegovy und Mounjaro, die die traditionellen Programme von WeightWatchers zunehmend verdrängten . Trotz des Einstiegs in den Telemedizin-Markt durch die Übernahme von Sequence im Jahr 2023 konnte das Unternehmen den Rückgang seiner Mitgliederzahlen nicht stoppen.
Insgesamt spiegeln diese Entwicklungen die Schwierigkeiten von WW International wider, sich in einem sich schnell verändernden Gesundheits- und Wellnessmarkt zu behaupten, der zunehmend von medikamentösen Lösungen dominiert wird.
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Keine Auswirkungen auf das operative Geschäft
Trotz des eingeleiteten Verfahrens bleibt das Geschäft mit über drei Millionen Mitgliedern weltweit voll funktionsfähig. Das Unternehmen versichert, dass sämtliche Dienstleistungen – vom digitalen Programm über die Telemedizin-Angebote bis hin zu Workshops – uneingeschränkt weiterlaufen. Auch die Zahlungsverpflichtungen gegenüber Mitarbeitenden, Lieferanten und anderen Gläubigern sollen vollständig erfüllt werden.
Q1 2025: Weiter rückläufige Gesamterlöse
Finanziell gesehen verzeichnete WW International sechs Jahre in Folge rückläufige Umsätze und drei aufeinanderfolgende Jahre mit Nettoverlusten im dreistelligen Millionenbereich . Die Schuldenlast stieg bis März 2025 auf 1,62 Milliarden US-Dollar, während der Aktienkurs seit Februar unter einem Dollar lag und nach der Insolvenzanmeldung auf 39 Cent fiel.
Im ersten Quartal 2025 verzeichnete WW International einen Umsatzrückgang von 9,7 Prozent auf 186,6 Millionen US-Dollar (ca. 172 Mio. Euro), was auf anhaltende Schwächen im traditionellen Behavioral-Geschäft zurückzuführen ist. Die Zahl der zahlenden Abonnenten sank im Jahresvergleich um 14,2 Prozent auf 3,4 Millionen, wobei insbesondere die digitalen Angebote und die Workshop-basierten Programme rückläufig waren. Dem gegenüber steht ein starkes Wachstum im klinischen Segment.
Fokus auf Telemedizin und digitale Transformation
Durch die erhoffte Entschuldung soll WW International nicht nur die jährlichen Zinszahlungen um rund 50 Millionen US-Dollar (ca. 46 Mio. Euro) senken, sondern auch strategischen Spielraum für Investitionen in das künftige Wachstum gewinnen. Im Mittelpunkt steht dabei der Ausbau der digitalen Mitgliedererfahrung sowie des Telemedizin-Angebots.
Unterstützung durch Mehrheit der Gläubiger
Die Restrukturierung erfolgt mit der Zustimmung von rund 72 Prozent der Kreditgeber – darunter Inhaber von Term Loans, revolvierenden Kreditlinien und vorrangig besicherten Anleihen. Nach Freigabe durch das Gericht soll ein Teil der Gläubiger neue, bis 2030 laufende besicherte Schuldtitel im Wert von 465 Millionen US-Dollar (ca. 430 Mio. Euro) sowie 91 Prozent des neu ausgegebenen Eigenkapitals des reorganisierten Unternehmens erhalten. Die bisherigen Aktionäre bekommen, vorbehaltlich bestimmter Bedingungen, einen Anteil von neun Prozent an der neuen Gesellschaft.
CEO Tara Comonte betont mit den jüngsten Zahlen im Rücken: „Mit der Unterstützung unserer Gläubiger setzen wir nun den Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft. Unser Ziel ist es, die vertrauenswürdigste und wissenschaftlich fundierte Plattform für ganzheitliches Gewichtsmanagement zu bleiben.“