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Arbeitsmarkt: Hohe Fluktuation bei Lieferdiensten – Jeder Zweite kündigt vorzeitig

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App-basierte Lieferdienste bieten niedrige Einstiegshürden und zeitliche Flexibilität – wesentliche Gründe für viele Beschäftigte, sich für Gig-Work zu entscheiden. Doch nur wenige bleiben länger als ein Jahr, viele kündigen selbst. Eine IAB-Studie zeigt, dass vor allem schlechte Arbeitsbedingungen und geringe Entlohnung zu den häufigsten Kündigungsgründen zählen – Hinweise auf strukturelle Defizite im Plattformarbeitsmarkt.

Kurier von Uber Eats auf einem Fahrrad
Foto: Pablo Cordero / Pexels
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Die wachsende Bedeutung App-basierter Lieferdienste auf dem deutschen Arbeitsmarkt hat eine neue Form der Beschäftigung hervorgebracht: die sogenannte Gig-Work. Zwar bietet diese Arbeitsform einen schnellen Einstieg und hohe zeitliche Flexibilität, doch sie ist häufig nur von kurzer Dauer. Eine aktuelle Befragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) bringt nun erstmals fundierte Einblicke in die Motive und Abbruchgründe von Gig-Workern bei Lieferdiensten.

Gig-Work meist nicht die Haupttätigkeit

Ein zentrales Ergebnis der IAB-Studie: Nur 41 Prozent der befragten Gig-Worker bei Lieferdiensten betrachten ihren Job als Haupttätigkeit. Ein Großteil ist hauptsächlich in Bildung, einem anderen Beruf oder in sonstigen Tätigkeiten engagiert. Im Gegensatz dazu geben 86 Prozent der Hilfsarbeitskräfte, die als Vergleichsgruppe dienten, an, dass ihre Tätigkeit im Helferbereich ihre hauptsächliche Beschäftigung ist.

Diese Diskrepanz unterstreicht, dass Gig-Work in erster Linie als Nebenbeschäftigung oder Übergangslösung wahrgenommen wird. Vor allem junge Menschen, häufig mit ausländischer Staatsangehörigkeit und in Minijobs beschäftigt, nutzen die Arbeit bei Lieferdiensten als flexible Einkommensquelle.

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Einfache Einstiegsmöglichkeiten und Flexibilität als Hauptmotive

Die Gründe für den Einstieg in die Gig-Work sind vielschichtig. 73 Prozent der Befragten nannten den einfachen Zugang als ausschlaggebend, 67 Prozent die hohe Flexibilität, und 55 Prozent suchten nach einer Möglichkeit, zusätzliches Geld zu verdienen. Weitere häufig genannte Gründe sind die Vereinbarkeit mit Bildungsaktivitäten sowie der Mangel an besseren Joboptionen.

Die Studie zeigt deutlich: Gig-Worker sind keine klassischen Berufseinsteiger, sondern nutzen das Modell als temporäre Lösung – etwa während einer Übergangsphase oder zur Finanzierung des Studiums. Sprachpraxis, fehlende Alternativen und ein unkomplizierter Bewerbungsprozess wirken ebenfalls als Einstiegshilfen.

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Meistens wird selbst gekündigt – oft wegen schlechter Bedingungen

In puncto Jobdauer zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen Gig-Workern und Hilfsarbeitskräften. Nur ein kleiner Teil der Beschäftigten bei Lieferdiensten bleibt länger als ein Jahr in der Tätigkeit. Mit 59 Prozent kündigen die meisten Gig-Worker selbst – bei den Hilfsarbeitskräften liegt dieser Wert nur bei 19 Prozent.

Als häufigster Kündigungsgrund wurde angegeben, dass der Job von Anfang an nur als Übergang gedacht war (61 Prozent). Doch auch strukturelle Mängel wie niedrige Bezahlung (44 Prozent) und unangenehme Arbeitsbedingungen (41 Prozent) spielen eine wesentliche Rolle. Beide Gründe werden von Gig-Workern deutlich häufiger genannt als von Beschäftigten in Helferberufen.

Arbeitgeberkündigungen: Fehlzeiten und Leistung unter besonderer Beobachtung

Auch Kündigungen durch Arbeitgeber sind bei Gig-Workern häufiger als in der Vergleichsgruppe. Während bei Hilfsarbeitskräften meist betriebliche Gründe wie Umstrukturierungen im Vordergrund stehen, berichten Gig-Worker häufiger von Entlassungen wegen krankheitsbedingter Fehlzeiten oder unzureichender Leistung. Bemerkenswert: Etwa jeder zehnte Betroffene nennt als Entlassungsgrund Konflikte rund um Arbeitszeiten oder unzureichende Leistungserfüllung.

Einzelne Befragte geben sogar an, wegen ihres Engagements für einen Betriebsrat oder eine Gewerkschaft entlassen worden zu sein – ein Hinweis darauf, dass innerbetriebliche Mitbestimmung in der Plattformökonomie potenziell kritisch beäugt wird.

Bereinigte Analysen: Unterschiede bleiben trotz kontrollierter Variablen

Ein zentrales methodisches Element der IAB-Analyse ist der Abgleich sozio-ökonomischer Merkmale wie Alter, Nationalität, Geschlecht oder Beschäftigungsform. Selbst nach dieser statistischen Bereinigung bleiben die Unterschiede zwischen Gig-Workern und Hilfsarbeitskräften in Bezug auf Beschäftigungsdauer, Kündigungsgründe und Motivlage weitgehend bestehen. Daraus lässt sich schließen, dass es sich nicht nur um soziodemografisch bedingte Effekte handelt – vielmehr weist Gig-Work strukturelle Eigenheiten auf, die sich signifikant von herkömmlichen Helfertätigkeiten unterscheiden.

Gig-Work als Spiegelbild einer flexibilisierten Arbeitswelt

Die Ergebnisse der IAB-Befragung machen deutlich, dass Gig-Work bei Lieferdiensten vor allem wegen ihrer niedrigen Einstiegshürden und der flexiblen Arbeitszeitmodelle geschätzt wird. Sie richtet sich vor allem an Menschen, die kurzfristige Lösungen suchen – etwa während einer Orientierungsphase, im Studium oder mangels alternativer Möglichkeiten.

Gleichzeitig offenbart die Studie die Schattenseiten dieser Beschäftigungsform: prekäre Arbeitsbedingungen, geringe Entlohnung, kurze Beschäftigungsdauer und eine höhere Wahrscheinlichkeit für arbeitgeberseitige Kündigungen. Das wirft Fragen zur sozialen Absicherung und langfristigen Perspektive solcher Jobs auf – und zur Verantwortung der Plattformanbieter, faire und nachhaltige Arbeitsbedingungen zu schaffen.

Mehr zu diesen Themen gibt es hier: Arbeitsmarkt, LEH, Logistik, Quick Commerce, Studien
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