Griechenland führt als erstes EU-Land umfassende digitale Zugangsbeschränkungen für Minderjährige ein. Mit der neuen App „Kids Wallet“ sollen Kinder unter 16 Jahren künftig vollständig von sozialen Netzwerken ausgeschlossen werden, während Jugendlichen unter 18 der Zugriff auf Glücksspiel, Alkohol, Tabak und pornografische Inhalte verwehrt bleibt. Die Alterskontrolle erfolgt direkt auf dem Endgerät durch elterliche Freigabe – ein Paradigmenwechsel in der Regulierung digitaler Inhalte.
Elternkontrolle auf Geräteebene statt Plattformverantwortung
Im Zentrum der neuen Regelung steht die Verlagerung der Verantwortung von Plattformen hin zu den Endgeräten. Eltern aktivieren über die App sicherheitsrelevante Protokolle, die auf dem Smartphone oder Tablet ihres Kindes installiert sind. Einmal eingerichtet, blockiert das System automatisch alle Inhalte, die als ungeeignet für das jeweilige Alter definiert sind – darunter Social Media, Glücksspielseiten, Werbung für Alkohol oder Erotikangebote.
Gewinnen in der Plattform-Ökonomie
Glücksspiel erstmals regulatorisch gleichgestellt mit Tabak und Alkohol
Besonders für die Glücksspielbranche markiert die Neuerung einen deutlichen Einschnitt. Digitale Werbung und der Zugang zu legalen wie illegalen Glücksspielangeboten werden für unter 18-Jährige vollständig unterbunden. Damit wird Glücksspiel in die gleiche regulatorische Kategorie wie Alkohol, Tabak und Pornografie eingeordnet – ein Signal für einen politischen Kurswechsel in der öffentlichen Bewertung des Sektors. Auch auf EU-Ebene könnte das Folgen haben.
Griechenland als Testfeld für europäische Digitalpolitik
Griechenland ist eines von fünf Ländern, das im Rahmen eines EU-Pilotprojekts an neuen Altersverifikationssystemen arbeitet, die direkt an der Hardware ansetzen und nicht über die geplante EU-eID funktioniert. Neben Frankreich, Spanien, Dänemark und Italien testet das Land nun als erstes eine verpflichtende Umsetzung. Die Europäische Kommission beobachtet die Wirkung des Modells genau. Sollte es erfolgreich sein, könnte eine EU-weite Einführung folgen – mit weitreichenden Konsequenzen für Anbieter, Werbestrategien und technische Compliance-Infrastrukturen.


