Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) will sich auf Bundesebene für eine gesetzliche Obergrenze von 20 Kilogramm beim Gewicht von Paketsendungen stark machen. Bei einem Besuch des DHL-Verteilzentrums in Spandau betonte Wegner gestern die körperlichen Belastungen, denen Paketzusteller täglich ausgesetzt seien. Die aktuell zulässige Maximalgrenze liegt bei 31,5 Kilogramm – ein Wert, den Wegner für überholt hält.
Verdi will Gesetzesänderung durchsetzen
Wie die B.Z. berichtet, wurde der Besuch von der Gewerkschaft Verdi organisiert, die sich seit Längerem für eine verbindliche Gewichtsbeschränkung einsetzt. Bereits im Dezember war ein entsprechender Gesetzesentwurf der damaligen rot-grünen Bundesregierung, der eine 23-Kilo-Grenze vorgesehen hatte, gescheitert. Auch die aktuelle Bundesregierung hat bessere Arbeitsbedingungen in der Branche angekündigt – konkrete Maßnahmen stehen jedoch noch aus.
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Rückenprobleme als Berufskrankheit
Verdi fordert, dass Pakete mit mehr als 20 Kilogramm künftig nicht mehr von Einzelpersonen zugestellt werden dürfen. Der Verdi-Experte Aris Harkat verwies auf eine hohe Zahl an Muskel- und Skeletterkrankungen sowie Bandscheibenvorfällen bei Zustellpersonal. Besonders betroffen seien Zusteller, die täglich mehrere hundert Sendungen ausliefern – darunter viele mit erheblichem Gewicht.
DHL: Schwergewichte machen kleinen Anteil aus
Laut Sven Goerke, Leiter des DHL-Standorts in Spandau, werden in Berlin täglich etwa 250.000 Pakete zugestellt. Rund acht Prozent davon wiegen mindestens 20 Kilogramm, der Durchschnitt liegt jedoch bei nur 2,4 Kilogramm. Pakete mit einem Gewicht von mehr als 31,5 Kilogramm machen weniger als ein Prozent aus. Goerke bestätigte allerdings, dass die körperliche Belastung insbesondere durch das wiederholte Tragen schwerer Pakete erheblich sei.
Signalwirkung über Berlin hinaus
Verdi erhofft sich nun von Kai Wegners öffentlichem Vorstoß mehr Unterstützung auf Bundesebene. Initiativen in der Ministerpräsidentenkonferenz und im Bundesrat sollen Bewegung in die Debatte bringen. Der Vorstoß aus Berlin könnte damit als Signal für bessere Arbeitsbedingungen in der KEP-Branche dienen – und Druck auf die Bundespolitik ausüben, gesetzlich tätig zu werden.


