Gut ein Drittel der Bundesbürger hat in den vergangenen zwei Jahren gebrauchte Smartphones oder IT-Geräte gekauft – das zeigt die neue TÜV Digital Sustainability Studie. Zwar wünschen sich viele Verbraucher nachhaltige Produkte, entscheidend beim Kauf sind aber oft Preis, Funktionalität und Design.
Gebrauchtgeräte im Aufwind – aber nur bei funktionierender Reparatur
Laut der Umfrage haben 35 Prozent der Verbraucher mindestens ein gebrauchtes Gerät gekauft – entweder „normal gebraucht“ oder technisch generalüberholt. Damit sich ein solches Geschäft lohnt, müsse die Langlebigkeit gesichert sein, betont TÜV-Präsident Dr. Michael Fübi. Allerdings zeigte sich auch, dass knapp ein Drittel der Befragten in den letzten fünf Jahren einen Defekt am Smartphone hatte – allen voran Akkuprobleme und Displayschäden. Zwar haben 58 Prozent der Betroffenen das Gerät reparieren lassen, doch für viele lohnte sich die Reparatur finanziell nicht oder Ersatzteile fehlten.
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Nachhaltigkeit als Wunsch, aber nicht als Kaufkriterium
Die Diskrepanz zwischen Wunsch und tatsächlichem Konsumverhalten ist deutlich: Zwar halten 74 Prozent der Befragten langlebige Produkte für sehr wichtig, aber nur 17 Prozent lassen Nachhaltigkeitsaspekte tatsächlich in ihre Kaufentscheidung einfließen. Preis, Funktionalität und Design bleiben für die Mehrheit wichtiger. Dennoch gibt es großen Zuspruch für gesetzliche Vorgaben: 86 Prozent unterstützen das EU-weite Recht auf Reparatur und die Ökodesign-Verordnung.
Prüfzeichen gewinnen an Bedeutung
Besonders groß ist das Vertrauen in unabhängige Prüfstellen: 85 Prozent der Verbraucher halten deren Kontrolle für wichtig oder sehr wichtig. Schon jetzt achten rund zwei Drittel beim Kauf technischer Geräte auf entsprechende Siegel. Ab Juni 2025 wird ein neues Energielabel für Smartphones und Tablets Pflicht, das unter anderem Reparierbarkeit und Robustheit kennzeichnet.
Direktimporte gefährden Umwelt- und Sicherheitsstandards
Ein Problem sieht der TÜV-Verband in der Flut an Direktlieferungen, etwa über chinesische Online-Plattformen. Viele dieser Produkte verstoßen gegen EU-Richtlinien. Allein 2024 wurden laut EU-Kommission rund 64.000 nicht konforme Sendungen vom Zoll abgewiesen. Der TÜV fordert daher, den Zollfreibetrag von 150 Euro abzuschaffen, Plattformen stärker in die Pflicht zu nehmen und Marktüberwachungsbehörden personell zu stärken.
Kreislaufwirtschaft braucht rechtliche Umsetzung
Auch auf nationaler Ebene sieht der TÜV Handlungsbedarf: Die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie müsse konsequent umgesetzt werden, insbesondere das Recht auf Reparatur. Ein Prüfzeichen wie „Ready for Repair“ oder ein digitaler Produktpass könnten künftig für mehr Transparenz sorgen. Entscheidend sei laut Fübi, dass die dort enthaltenen Angaben vollständig und verlässlich sind.