Die deutsche Pharmaindustrie steht vor erheblichen Herausforderungen: Die USA planen ab dem 1. August Zölle auf Medikamente und Pharmaprodukte, was gravierende Folgen für den wichtigsten Einzelmarkt deutscher Hersteller haben könnte. Mit einem Exportanteil von 23 Prozent in die Vereinigten Staaten ist die Branche besonders exponiert – laut Atradius drohen Umsatzrückgänge von bis zu 35 Prozent.
Preissteigerungen in Deutschland wahrscheinlich
Sollten die angekündigten Zölle Realität werden, müssten Unternehmen drastisch reagieren, um steigende Kosten aufzufangen. Atradius-Expertin Nicole Bludau rechnet in einem günstigen Szenario mit einem moderaten Preisanstieg von 10 Prozent, sofern Zölle bei 20 Prozent liegen und Unternehmen ihre Kosten um die Hälfte senken können. Im ungünstigsten Fall – bei 50 Prozent Zoll – könnten Arzneimittelpreise in Deutschland um bis zu 30 Prozent steigen. Das hätte Folgen für die Versorgung, insbesondere wenn Krankenkassen sich weigern, die Preisaufschläge mitzutragen.
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Folgen für Forschung und Standortattraktivität
Neben den Preissteigerungen befürchtet Atradius eine Schwächung des Pharmastandorts Deutschland. Besonders forschungsintensive Unternehmen wären betroffen, da sinkende Umsätze weniger Spielraum für Investitionen in Entwicklung lassen. Ein Rückzug aus dem US-Markt oder eine Verlagerung ins Ausland wäre für viele Unternehmen denkbar, jedoch vielfach mit dem Risiko verbunden, an deutsche Fördermittel und Standorte gebunden zu bleiben.
Mittelstand besonders unter Druck
Während große Pharmakonzerne derzeit noch als widerstandsfähig gelten, stehen mittelständische Unternehmen mit starker US-Abhängigkeit besonders unter Beobachtung. Atradius sieht bereits eine wachsende Zahl an Firmen mit erhöhtem Risiko. Zwar sind Zahlungsausfälle aktuell noch selten, doch eine Verschärfung der US-Handelspolitik könnte dies schnell ändern. Nicole Bludau warnt: „Die Situation entwickelt sich zunehmend zu einem realen Problem für Krankenkassen und letztlich für Patienten.“