Britische Einzelhändler und Steuerexperten drängen die Regierung, eine bestehende Steuerlücke für Billigimporte zu schließen. Sie befürchten eine massive Zunahme von Waren von Online-Händlern wie Shein und Temu, da die USA und die EU bereits Maßnahmen gegen steuerfreie Niedrigpreisimporte ergreifen.
EU und USA setzen neue Standards – UK unter Zugzwang
Sowohl die EU als auch die USA haben angekündigt, die Freigrenzen für zollfreie Einfuhren abzuschaffen. In den USA plant Ex-Präsident Donald Trump, die sogenannte „de minimis“-Regelung zu beerdigen, die derzeit Einfuhren bis 800 US-Dollar von Zöllen befreit. Die EU verfolgt ähnliche Pläne und will im Rahmen einer großen Zollreform die Grenze von 150 Euro abschaffen.
In Großbritannien liegt die Freigrenze derzeit bei 135 Pfund für Importzölle, während Waren unter 39 Pfund auch von der Mehrwertsteuer befreit sind. Steuerexperten wie Paul Monaghan von der Fair Tax Foundation warnen, dass dies zu einem verstärkten Zustrom von Billigwaren aus China führen könnte.
Britische Händler fordern faire Wettbewerbsbedingungen
Mehrere britische Einzelhandelschefs, darunter Andy Higginson (JD Sports) und Andrew Goodacre (British Independent Retailers Association), fordern nun laut The Guardian die Regierung auf, die Steuerlücke zu schließen. Sie argumentieren, dass die derzeitige Regelung internationalen Konzernen Vorteile verschaffe, während britische Händler benachteiligt würden.
Julian Dunkerton, CEO von Superdry, betont, dass die bestehenden Vorschriften ursprünglich für kleine Unternehmen gedacht waren, aber inzwischen von Großhändlern wie Shein und Temu ausgenutzt würden. Er fordert eine Reform, die auf die kumulierte Einfuhrmenge statt auf einzelne Sendungen abzielt.
Mögliche Auswirkungen auf den britischen Markt
Handelsexperten befürchten, dass Großbritannien zum Hauptziel für Billigimporte werden könnte, wenn es die Regelung – anders als die EU – nicht anpasst. Zudem könnten neue US-Zölle auf chinesische Produkte indirekt britische Händler treffen. Falls Waren in China produziert, aber aus Großbritannien verschickt werden, könnten sie weiterhin unter die neuen Handelsrestriktionen fallen.
Regierung hält sich bedeckt
Die britische Regierung hat bisher keine konkreten Maßnahmen angekündigt. Ein Sprecher des Finanzministeriums erklärte lediglich, dass das derzeitige System darauf abziele, „die Belastung für Unternehmen und Verbraucher zu minimieren und gleichzeitig britische Händler zu schützen.“
Mit der bevorstehenden Umsetzung der neuen EU- und US-Regelungen wird sich jedoch zeigen, ob Großbritannien dem internationalen Druck nachgibt und seine Steuerpolitik anpasst.