Mit einer neuen Zollpolitik greift Ex-Präsident Donald Trump gezielt Onlinehändler wie Temu, Shein und AliExpress an. Die sogenannte „de minimis“-Regel, die bislang den zollfreien Import kleiner Pakete ermöglichte, wird abgeschafft. Das könnte den Wettbewerb im E-Commerce massiv verändern.
Trump unterzeichnete am Samstag eine Reihe neuer Handelsmaßnahmen, die ab Dienstag in Kraft treten. Waren aus China werden mit einem Zoll von 10 % belegt, während Importe aus Kanada und Mexiko mit 25 % besteuert werden. Für Energieressourcen aus Kanada gilt ein reduzierter Satz von 10 %.
Der zentrale Punkt der neuen Regelungen ist jedoch die Abschaffung der „de minimis“-Ausnahme. Diese erlaubte es ausländischen Händlern, Waren im Wert von unter 800 US-Dollar ohne Zollabgaben in die USA zu versenden. Die Maßnahme dürfte vor allem die bekannten chinesische Online-Plattformen treffen, die von diesem Mechanismus profitiert haben.
Die „de minimis“-Regel existiert seit den 1930er-Jahren, geriet aber in den vergangenen Jahren zunehmend in die Kritik. Bereits unter Präsident Joe Biden wurden Maßnahmen gegen die ausufernde Nutzung des Schlupflochs geprüft. Kritiker bemängeln, dass die Regelung chinesischen Händlern unfairen Wettbewerbsvorteil verschaffe und die Produktkontrolle erschwere.
Laut der US-Zollbehörde CBP wurden 2024 über 1,3 Milliarden solcher Kleinsendungen abgewickelt – ein enormer Anstieg gegenüber 139 Millionen im Jahr 2015.
Die neuen Handelsbeschränkungen könnten zu einer Marktverschiebung führen. Während Temu und Shein mit höheren Kosten und möglichen Lieferverzögerungen kämpfen, könnten in den USA Plattformen wie Amazon, eBay und Etsy profitieren. Amazon hat in der Vergangenheit selbst von der „de minimis“-Regel profitiert. Über den Outlet-Dienst „Haul“ können Drittanbieter günstige Waren direkt aus China verkaufen – oft unter Umgehung von Zöllen. Ob sich Amazons Strategie mit den neuen Vorschriften ändert, bleibt abzuwarten.
Um sich gegen strengere Handelsregeln zu wappnen, haben Temu und Shein bereits begonnen, ihre Logistik anzupassen. Temu lagert verstärkt Waren in US-Lagern ein, um Lieferzeiten zu verkürzen und Zollgebühren zu umgehen. Shein setzt ebenfalls auf lokale Verteilzentren und hat ein eigenes Liefernetzwerk in den USA aufgebaut.