Die am 2. April verkündeten US-Zölle von 20 Prozent auf EU-Produkte dürften für die deutsche Exportwirtschaft schwerwiegende Folgen haben. Laut einer Analyse von Deloitte droht den deutschen Güterexporten in die USA ein Rückgang um durchschnittlich 25 Prozent innerhalb der kommenden drei bis vier Jahre. Rechnet man auch den bislang zollfreien Pharmasektor ein, könnte der Rückgang auf 29 Prozent steigen. Der Wertverlust der Exporte würde in diesem Fall auf 46 Milliarden Euro anwachsen.
Maschinenbau und Autoindustrie besonders stark betroffen
Am stärksten gefährdet sind der deutsche Maschinenbau und die Automobilindustrie, deren US-Ausfuhren laut Prognose um 31 beziehungsweise 28 Prozent einbrechen könnten. Das entspricht einem potenziellen Exportwertverlust von 10 beziehungsweise 9,5 Milliarden Euro. Auch Chemie- (-26%) und Elektroindustrie (-24%) dürften überproportional unter den neuen Zöllen leiden.
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Pharmaindustrie unter Beobachtung – sieben Milliarden Euro auf dem Spiel
Noch unklar ist, ob die Pharmaindustrie künftig ebenfalls von den Strafzöllen betroffen sein wird. Sie ist mit über 20 Prozent Exportanteil die stärkste deutsche Branche im Handel mit den USA. Sollte auch dieser Sektor von den Zöllen erfasst werden, rechnet Deloitte mit einem Einbruch der Pharmaexporte um bis zu 28 Prozent. Das würde einem zusätzlichen Verlust von rund sieben Milliarden Euro entsprechen.

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Konsumgütersektoren zeigen geringere Rückgänge
Vergleichsweise glimpflich kommt die Konsumgüterindustrie davon. Die wichtigsten Absatzmärkte der Branche liegen innerhalb Europas, sodass die Auswirkungen der US-Zölle begrenzt bleiben dürften. Die Exporte der Lebensmittel- und Getränkebranche könnten um 23 Prozent sinken, die der Textilindustrie um 16 Prozent.
Strategische Neuausrichtung gefordert
Dr. Alexander Börsch, Chefökonom bei Deloitte, sieht in der veränderten US-Zollpolitik eine Zäsur für deutsche Exportunternehmen. Die geopolitischen Risiken erforderten laut Börsch ein Umdenken bei der strategischen Ausrichtung: „Unternehmen müssen ihre Geschäftsmodelle anpassen und die Widerstandsfähigkeit gegenüber geoökonomischen Schocks erhöhen.“ Potenzielle Wachstumsmärkte sieht Deloitte insbesondere in Asien – etwa in den Philippinen, Vietnam und Indonesien – sowie im europäischen Binnenmarkt, sofern regulatorische Hürden abgebaut werden.