Während Zalando rund um Black Friday und Cyber Monday mit Rabatten und Sonderaktionen um Kunden wirbt, eskaliert der Tarifkonflikt mit der Gewerkschaft ver.di. In der umsatzstarken Vorweihnachtszeit haben Beschäftigte des Online-Modehändlers an mehreren Standorten erneut die Arbeit niedergelegt – insbesondere im Logistikzentrum in Erfurt. Dort beteiligten sich laut Gewerkschaftsangaben rund 120 Mitarbeitende an den Streiks in Nacht- und Frühschicht.
Verdi fordert Flächentarifvertrag – Zalando verweigert Einigung
Ver.di drängt auf die Anerkennung des Flächentarifvertrags für den Einzel- und Versandhandel in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Dieser würde unter anderem ein Lohnplus von mehr als zehn Prozent, verbesserte Zuschläge, kürzere Wochenarbeitszeiten und eine tarifliche Altersvorsorge für Zalando-Beschäftigte bedeuten. Die Gewerkschaft sieht darin einen notwendigen Schritt zu faireren Arbeitsbedingungen. Zalando hingegen lehnt bislang den Abschluss eines Tarifvertrags ab – trotz wachsender Kritik und öffentlichem Druck.
Bereits bei früheren Streiks hatte das Unternehmen betont, die Gehälter in Erfurt seien 2024 um insgesamt 14,5 Prozent erhöht worden. Auch der Urlaubsanspruch sei gewachsen. Zudem würden Zusatzleistungen wie soziale Beratung oder kostenlose Aktien angeboten. Für ver.di reicht das nicht aus. Gewerkschaftssekretär Matthias Adorf spricht von „gigantischen Umsätzen“, die das Unternehmen erziele – bei gleichzeitig ausbleibender struktureller Absicherung der Mitarbeitenden. Zalando selbst war für eine Stellungnahme zum aktuellen Arbeitskampf zunächst nicht erreichbar.
Gewinnen in der Plattform-Ökonomie
Bundesweite Aktionen vor Zalando-Outlets
Die Streiks beschränken sich nicht nur auf Erfurt. Auch im Logistikzentrum in Mönchengladbach wird seit Freitag gestreikt. Zudem finden in vierzehn von sechzehn deutschen Zalando-Outlet-Stores Protestaktionen statt – unter anderem in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Sachsen und Berlin. Ziel sei es, auch Kundinnen und Kunden auf den Konflikt aufmerksam zu machen.
Laut ver.di erwirtschaftet Zalando einen Vorsteuergewinn von mehr als einer halben Milliarde Euro – pro Mitarbeitendem etwa 36.000 Euro. Dennoch würden die Beschäftigten mit unterdurchschnittlichen Löhnen und ohne tarifliche Sicherheiten abgespeist. Ver.di-Bundesvorstandsmitglied Silke Zimmer kritisiert die Haltung des Unternehmens scharf: „Die Weigerung Zalandos, seinen Beschäftigten die Sicherheit und Wertschätzung eines Tarifvertrages zuzugestehen, ist ein Skandal.“ Der Werbeslogan „free to be“ sei angesichts der Arbeitsrealität blanker Hohn.
Für Dienstag ist eine zentrale Streikversammlung aller Schichten in Erfurt geplant. Ver.di kündigte an, die Proteste fortzusetzen, bis Zalando sich zu Tarifverhandlungen bereit erklärt.


