Die Investitionen in die Kreislaufwirtschaft haben seit 2018 deutlich zugenommen. Laut dem aktuellen Circularity Gap Report Finance flossen zwischen 2018 und 2023 weltweit rund 164 Milliarden US-Dollar (ca. 152 Mrd. Euro) in Geschäftsmodelle mit zirkulärem Ansatz – ein Anstieg um 87 Prozent in der zweiten Hälfte des Zeitraums. Besonders Banken spielen dabei mit der Vergabe von Krediten eine zentrale Rolle. Trotz dieser positiven Entwicklung bleibt der Großteil der Mittel auf konventionelle Ansätze beschränkt.
Finanzströme begünstigen traditionelle Modelle
Der Bericht, der von der niederländischen Impact-Organisation Circle Economy in Kooperation mit KPMG International und der International Finance Corporation (IFC) erstellt wurde, macht deutlich: Der Großteil des Kapitals fließt in bewährte Lösungen wie Reparaturdienste, Gerätereparatur und Wiederverkauf. Innovationen in Design und Produktion – mit hohem Potenzial zur Abfallvermeidung und Ressourcenschonung – erhalten lediglich 4,7 Prozent der gesamten Investitionen. Damit bleiben gerade jene Ansätze unterfinanziert, die den größten Hebel für eine tiefgreifende Transformation bieten.
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Wirtschaftlicher Nutzen und Risikomanagement
Laut dem Report bieten zirkuläre Geschäftsmodelle nicht nur ökologische Vorteile, sondern auch finanzielle Anreize: Sie eröffnen neue Märkte, schaffen Mehrwert mit weniger Ressourcen und ermöglichen stabile Einnahmen. In geopolitisch unsicheren Zeiten – geprägt von Handelskonflikten und Materialengpässen – wird die Kreislaufwirtschaft zunehmend als strategisches Instrument zum Risikomanagement erkannt. Dennoch machen zirkuläre Geschäftsmodelle nur etwa zwei Prozent der erfassten Kapitalströme aus.
Erforderliche Impulse von Politik und Finanzsektor
Damit das Finanzsystem sein Potenzial als Hebel für die Kreislaufwirtschaft ausschöpfen kann, sind neue Bewertungsrahmen nötig. Investoren und Kreditgeber sollten künftig auch die Werthaltigkeit langlebiger, reparierbarer oder vermietbarer Produkte berücksichtigen. Regulierungsbehörden könnten den Wandel durch einheitliche Definitionen, standardisierte Kennzahlen und Berichtspflichten beschleunigen. Dazu zählen Offenlegungen zu Ressourcenabhängigkeit oder Stresstests, die Materialengpässe simulieren.
Fazit: Das Momentum reicht noch nicht aus
Obwohl der Investitionshöhepunkt 2021 bei 42 Milliarden US-Dollar (ca. 39 Mrd. Euro) lag, konnte dieses Niveau zuletzt nicht gehalten werden – ein Warnsignal für nachlassendes Momentum. Gleichzeitig bleibt die Weltwirtschaft mit nur 6,9 Prozent Kreislaufanteil weit von einem echten Wandel entfernt. Um dem entgegenzuwirken, braucht es nicht nur eine gezielte Kapitallenkung, sondern auch einen grundlegenden Perspektivwechsel bei Bewertung, Risikoanalyse und öffentlicher Förderung.