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Erneuter Beschuss: Europäische Verbraucherschützer nehmen Temu ins Visier

Taming Temu der EU Verbraucherschützer
Foto: BEUC

Update 17.05.2024, 15:30 Uhr: Der Redaktion liegt ein Statement von Temu zur BEUC-Beschwerde vor, dass am Ende des Artikels angehängt ist. Der Originaltext des Artikels bleibt bestehen.

Der rasant wachsende E-Commerce Gigant Temu verstößt laut BEUC, einem Netzwerk europäischer Verbraucherschutzorganisationen, gegen das neue EU-Digitalgesetz. Die chinesische Handelsplattform vernachlässigt vor allem die Rückverfolgbarkeit der Händler, die auf ihrer Plattform verkaufen, wodurch oft unklar bleibt, ob die angebotenen Produkte den EU-Sicherheitsanforderungen entsprechen. Zudem verwendet Temu manipulative Praktiken, sogenannte Dark Patterns, die darauf abzielen, Kunden zu höheren Ausgaben zu verleiten oder den Kontoschließungsprozess zu erschweren, was ebenfalls gegen den Digital Services Act (DSA) verstößt.

Das europäische Verbraucherschutz-Netzwerk hat nun offiziell Beschwerden gegen Temu eingereicht. Monique Goyens, Generaldirektorin der BEUC, äußerte sich besorgt: „Temu mag Europa im Sturm erobern, aber wir möchten auf die zahlreichen illegalen Praktiken aufmerksam machen, die die Interessen der Verbraucher missachten. Das Fehlen von Transparenz verhindert, dass Verbraucher informierte Entscheidungen treffen können oder wissen, ob ein Produkt den EU-Sicherheitsvorschriften entspricht.“

Bereits zuvor hatten verschiedene Organisationen die Sicherheit der auf Temu angebotenen Produkte infrage gestellt. Im Oktober 2023 stellte beispielsweise die italienische Verbraucherschutzgruppe Altroconsumo fest, dass 9 von 13 getesteten Kosmetikprodukten auf der Plattform entweder keine vollständige Zutatenliste enthielten oder diese nur teilweise angaben.

Die deutsche Verbraucherorganisation vzbv vermutete zudem, dass Temu gegen das Verbrauchergesetz verstößt, indem es irreführende Produktbewertungen anzeigt oder Verbraucher durch falsche Preisnachlässe täuscht. Gegenüber der deutschen Organisation hat Temu allerdings erst vor wenigen Tagen eine Erklärung unterzeichnet, die eine Unterlassung entsprechende Vorstöße beinhaltet, und damit vorerst eine Klage vermeidet.

BEUC listet 17 Verbrauchergruppen aus 15 EU-Ländern, die Beschwerden bei ihren nationalen Behörden eingereicht haben. Dazu gehören Länder wie Österreich, Frankreich und die Niederlande. Deutschland hat bisher keine formelle Klage eingereicht, aber die bestehende Abmahnung zeigt, dass auch hierzulande Maßnahmen gegen Temu ergriffen werden.

Die Verstöße gegen das Digital Services Act erfordern nun eine Untersuchung durch die EU-Behörden. Temu muss sicherstellen, dass alle auf der Plattform verkauften Produkte den europäischen Gesetzen entsprechen und die Verbraucher transparent informiert werden, so die Verbraucherschützer.

Update: Temu-Statement zur BEUC-Beschwerde

„Temu ist ein Newcomer in Europa, der in die dortigen Märkte vor etwas mehr als einem Jahr eingetreten ist. Während dieser Zeit haben wir uns mit dem Feedback von Kunden, Aufsichtsbehörden und Verbraucherverbänden aufmerksam beschäftigt. Wir haben unseren Service aktiv an lokale Gepflogenheiten und Präferenzen angepasst. Wir verpflichten uns dabei zur vollständigen Einhaltung der Gesetze und Vorschriften der Märkte, in denen wir tätig sind. Unser Ziel ist es, die gesetzlichen Mindestanforderungen nicht nur zu erfüllen, sondern sie durch die Einhaltung höchster Best-Practice-Standards zu übertreffen. Um dies zu erreichen, arbeiten wir eng mit unseren Drittanbietern, Regulierungsbehörden, Verbrauchergruppen und weiteren Stakeholdern zusammen.

Das Interesse am Schutz der Verbraucherinteressen ist bei Temu gegenseitig und übereinstimmend. Unser Engagement für Compliance und unsere Bereitschaft, Stakeholder weltweit einzubinden, spiegeln sich in unserem proaktiven Handeln wider. In der vergangenen Woche hat Temu eine Unterlassungserklärung mit der Verbraucherzentrale Bundesverband VZBV abgegeben – wir haben uns damit verpflichtet, auf Bedenken bezüglich unserer Praktiken, von denen viele mit der Beschwerde des BEUC abgedeckt sind, einzugehen. Darüber hinaus hat Temu am vergangenen Montag ein Produktsicherheitsversprechen mit der südkoreanischen Fair-Trade-Kommission unterzeichnet und sich zu einem umfassenden System zur Erkennung und Vorbeugung sowie zur Entfernung unsicherer Produkte aus dem Verkehr verpflichtet.

Temu ist bestrebt, Verbraucher:innen innovative und praktische Dienstleistungen zu bieten und dabei ihre Sicherheit in den Vordergrund zu stellen. Wir handeln mit Integrität und orientieren uns an einer Reihe von Grundwerten, bei denen die Verbraucher:innen stets an erster Stelle stehen. Wir sind bereit, rasch und gewissenhaft mit Stakeholdern zu kooperieren, um die Verbrauchersicherheit und das nachhaltige Wachstum der Plattform gleichermaßen zu gewährleisten.

Wir nehmen die BEUC-Beschwerde sehr ernst und werden sie gründlich prüfen. Wir wollen unseren Dialog mit den relevanten Stakeholdern fortsetzen, um den Service von Temu für Verbraucher:innen noch mehr zu verbessern. Wenn wir Bereiche mit Verbesserungspotenzial identifizieren, sind wir bestrebt, gemeinsam daran zu arbeiten und etwaige Mängel zu beheben. Das Interesse der Verbraucher:innen liegt uns am Herzen und wir sind bestrebt, einen sicheren und vertrauenswürdigen Service zu bieten, der von den Verbraucher:innen geschätzt wird und einen erheblichen Mehrwert bietet. Wir verpflichten uns zur Transparenz und zur vollständigen Einhaltung aller geltenden Gesetze und Vorschriften.“

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