Die Europäische Union setzt trotz protektionistischer Töne aus Washington weiter auf Dialog: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat den Vereinigten Staaten erneut ein umfassendes Freihandelsabkommen für Industriegüter angeboten. Ziel ist die vollständige Abschaffung aller Zölle in diesem Bereich. Das Angebot sei bereits vor den jüngsten Zollentscheidungen von US-Präsident Donald Trump unterbreitet worden und bleibe weiterhin bestehen, betonte von der Leyen in Brüssel in einem Pressestatement mit dem Norwegischen Ministerpräsidenten Støre.
Transatlantischer Handel auf dem Prüfstand
Besonders das Thema Automobilhandel steht dabei im Zentrum der Gespräche. Von der Leyen erklärte, dass es bislang keine angemessene Reaktion aus Washington gegeben habe. Unterstützung für eine stärkere wirtschaftliche Verflechtung kam überraschend auch von Elon Musk. Wie Euronews berichtet, sprach sich der Tesla-Chef per Video-Call auf dem Kongress der Rechtsaußen-Partei Lega Nord in Italien, die Teil der italienischen Regierung ist, für eine Freihandelszone zwischen Europa und Nordamerika ohne jegliche Zölle aus. Die USA und Europa sollten seiner Meinung nach noch enger zusammenrücken.
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EU bereitet sich auf alle Szenarien vor
Parallel zu den Bemühungen um ein Abkommen arbeitet die EU jedoch auch an Schutzmechanismen. So kündigte von der Leyen die Einrichtung einer Taskforce zur Überwachung von Importströmen an. Diese soll mögliche Marktverzerrungen durch Umleitungen aus Drittstaaten identifizieren und entsprechende politische Maßnahmen vorbereiten. Dabei werde die Kommission eng mit der Industrie zusammenarbeiten, um eine fundierte Entscheidungsgrundlage zu schaffen.

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Diversifizierung der Handelsbeziehungen
Unabhängig vom US-Kurs will Brüssel seine Handelsstrategie breiter aufstellen. Neue oder vertiefte Abkommen mit Indien, Thailand, Malaysia, Indonesien, dem Mercosur-Raum sowie mit Mexiko und der Schweiz stehen auf der Agenda. Von der Leyen unterstrich, dass 83 Prozent des globalen Handels außerhalb der USA stattfinden – ein klares Signal, sich nicht ausschließlich auf die transatlantische Achse zu verlassen.
Trumps protektionistischer Kurs als Unsicherheitsfaktor
Ob der US-Präsident zu einem echten Freihandelsabkommen bereit ist, bleibt ungewiss. Donald Trump nutzt Zölle als Instrument, um vermeintliche Handelsungleichgewichte zu korrigieren und die heimische Produktion zu fördern. Zudem dienen die Zolleinnahmen der Finanzierung seiner Steuerpläne. Vor diesem Hintergrund erscheint die Bereitschaft zur Annahme des EU-Angebots fraglich.