Der Modemarke Gerry Weber aus Halle steht offenbar das Wasser bis zum Hals: Nach dem Insolvenzantrag der Holding folgen nun auch die Tochtergesellschaften Gerry Weber DE GmbH, E-Gerry Weber Digital GmbH sowie die Life-Style Fashion GmbH. Die Unternehmen haben am 24. März beim Amtsgericht Bielefeld Insolvenz beantragt, wie das Haller Kreisblatt zuerst berichtet. Betroffen sind damit das stationäre Filialnetz in Deutschland, der Online-Shop sowie der Wholesale-Vertrieb des Unternehmens.
Retail, Wholesale und Online-Geschäft unter vorläufiger Insolvenzverwaltung
Wie bereits bei der Holdinggesellschaft Gerry Weber International GmbH wurde auch in diesen Fällen Rechtsanwalt Lucas F. Flöther zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Die Gerry Weber DE GmbH, für die eine Sanierung in Eigenverwaltung beantragt wurde, betreibt aktuell 32 Shops und 11 Outlets bundesweit. Der Geschäftsbetrieb soll laut ersten Informationen trotz des Antrags uneingeschränkt fortgeführt werden.
Für die Life-Style Fashion GmbH, die die Wholesale-Belieferungen tätigt, wurde ebenfalls eine Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt.
Die E-Gerry Weber Digital GmbH, für die eine Regelinsolvenz beantragt wurde, verantwortet dagegen den Online-Shop der Marke. Zwar ist die Website weiterhin erreichbar, allerdings können Bestellungen nicht mehr abgeschlossen werden – offiziell aus „technischen Gründen“, wie ein gelber Banner erklärt. Ob und wann im Online-Shop im Laufe der Insolvenz wieder eingekauft werden kann, ist nicht bekannt.
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Dritte schwere Krise innerhalb weniger Jahre
Bereits am 11. März hatte die Holdinggesellschaft ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eingeleitet. Damit steckt Gerry Weber zum dritten Mal in sechs Jahren in einer tiefen wirtschaftlichen Krise. Der operative Sanierungsprozess liegt in den Händen des Restrukturierungsexperten Christian Gerloff, der gemeinsam mit Flöther nach tragfähigen Lösungen und einem neuen Eigentümer sucht.

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Gründe für die erneute Schieflage
Die Unternehmensleitung führt das schwache Konsumklima in Deutschland und anderen europäischen Märkten als wesentlichen Grund für die Krise an. Zudem verweist Gerry Weber auf veränderte Einkaufsstrategien des Modehandels und auf die zunehmende Zurückhaltung bei Vorbestellungen, insbesondere für das dritte Quartal 2025.
Erschwerend kam hinzu, dass im Februar ein zentraler Vertriebspartner in finanzielle Schwierigkeiten geriet. Trotz dieser Rückschläge gibt das Unternehmen an, im eigenen Retail-Geschäft weiterhin stabile Umsätze zu erzielen.
Rückblick auf frühere Sanierungen
Gerry Weber hatte bereits 2019 sowie 2023 Insolvenzverfahren durchlaufen. In der letzten Restrukturierungsphase wurden 122 der 171 eigenen Filialen in Deutschland geschlossen, was mit einem Personalabbau von rund 450 Stellen einherging. Die aktuelle Situation zeigt, dass die damaligen Einschnitte nicht ausreichten, um das Unternehmen langfristig zu stabilisieren.
Der Modeanbieter mit Sitz in Halle (Westfalen) wurde 1973 gegründet und ist heute in mehr als 60 Ländern aktiv. Weltweit beschäftigt Gerry Weber rund 1.000 Mitarbeiter.