In den ersten fünf Monaten dieses Jahres ist der Handelsaustausch zwischen Deutschland und China aus dem Gleichgewicht geraten. Während die deutschen Exporte in die Volksrepublik um rund 14 Prozent zurückgingen, stiegen die Importe um zehn Prozent. Eine Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeichnet ein deutliches Bild: China weitet seine Exporte nach Europa aus – zu Lasten der deutschen Industrie.
Starke Importe, schwache Exporte
Besonders eklatant ist die Entwicklung bei Metallerzeugnissen. Hier schrumpften die deutschen Ausfuhren nach China um rund 25 Prozent, während die Einfuhren in gleichem Maße zunahmen. Auch bei Kraftfahrzeugen und elektrischen Ausrüstungen zeigt sich ein deutlicher Rückgang der deutschen Ausfuhren – minus 36 bzw. minus 16 Prozent. Diese Handelsdynamik hat direkte Auswirkungen auf die industrielle Wertschöpfung und die Beschäftigung in Deutschland.
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Unfaire Handelspraktiken als Ursache
IW-Außenhandelsexperte Jürgen Matthes sieht die Gründe in einer verzerrten Wettbewerbslandschaft. Neben der bekannten Praxis chinesischer Industriesubventionen sei die massive Unterbewertung des Yuan gegenüber dem Euro ein weiterer Faktor, der chinesischen Unternehmen Preisvorteile verschafft. „Der China-Schock ist da“, warnt Matthes. Der künstlich schwache Yuan ermögliche Dumpingpreise, die den europäischen Produzenten zusetzen.
EU reagiert – mit Wirkung
Die Einführung von Ausgleichszöllen auf chinesische Elektrofahrzeuge zeigt erste Effekte: In diesem Segment sind die Importe um 38 Prozent zurückgegangen – entgegen dem allgemeinen Importtrend. Für Matthes ist klar: Die EU muss entschlossener gegen unfaire Handelspraktiken vorgehen, um eine schleichende De-Industrialisierung in Europa zu verhindern. Ziel müsse ein ausgewogenes und faires Handelsumfeld sein.


