Hudson’s Bay, das traditionsreiche kanadische Kaufhausunternehmen, wird laut einem aktuellen Gerichtsdokument auch seine letzten sechs Filialen schließen, wie Globals News aus Kanada berichtet. Der Ausverkauf startet am heutigen Freitag – ein symbolisches Ende für eines der ältesten Handelsunternehmen Nordamerikas.
Die Schließungen sind Teil eines bereits laufenden großflächigen Ausverkaufs, der weitere 73 Hudson’s Bay-Filialen, 13 Saks Off 5th-Standorte sowie zwei weitere Saks Fifth Avenue-Geschäfte umfasst.
Scheitern der Finanzierung erzwingt radikalen Schritt
Bereits im März hatte Hudson’s Bay Gläubigerschutz gemäß dem kanadischen Companies’ Creditors Arrangement Act (CCAA) beantragt. Vorausgegangen war der gescheiterte Versuch, neue Finanzmittel für eine umfassende Restrukturierung zu sichern. Lediglich eine begrenzte Debtor-in-Possession-Finanzierung konnte erzielt werden – diese erlaubt nur noch eine geordnete Liquidation.
Trotz anfänglicher Hoffnung auf eine alternative Lösung, etwa durch Investoren oder Partner aus dem Handelsumfeld, blieb ein tragfähiges Angebot für den Weiterbetrieb aus. Das Unternehmen erklärte nun, dass eine Fortführung mit nur sechs Hudson’s Bay-Filialen unter den aktuellen Bedingungen nicht realistisch sei.
Kurzfristig Experten benötigt? Hier die passenden Freelancer auf Fiverr
Sechs Filialen betroffen – darunter das Flaggschiff in Toronto
Betroffen sind unter anderem die prestigeträchtige Filiale an der Yonge Street in Toronto, das Geschäft im Yorkdale Shopping Centre sowie der Standort im Hillcrest Mall in Richmond Hill. Auch drei Filialen in Québec – in der Innenstadt von Montreal, im Carrefour Laval und in Pointe-Claire – sind nun Teil der umfassenden Abwicklung.
Hoffnung auf Einzelverkäufe bleibt bestehen
Noch nicht ausgeschlossen ist, dass einzelne Filialen aus dem Liquidationsprozess herausgelöst werden können. Das sogenannte Sale and Investor Solicitation Process (SISP) läuft derzeit weiter. Interessierte Parteien haben bis zum 30. April Zeit, Angebote für bestimmte Standorte einzureichen. Sollte es zu einem erfolgreichen Abschluss kommen, könnten ausgewählte Filialen bestehen bleiben.
Schließungen bis spätestens Juni
Hudson’s Bay hat erste Termine für die geplanten Schließungen veröffentlicht. Die betroffenen Filialen sollen spätestens Mitte Juni schließen, neun Saks Off 5th-Geschäfte sogar schon am 27. April. Für die einst größte Warenhauskette Kanadas markiert dies das Ende eines traditionsreichen Kapitels im stationären Einzelhandel.
Provisionen werden gestrichen, aber Boni für Führungskräfte ausgezahlt
Der angeschlagene Warenhauskonzern hat nach Berichten nach nun auch die Provisionszahlungen an seine Kosmetik- und Parfümberater gestrichen. Die betroffenen Beschäftigten, auch bekannt als Beauty Advisers, erhalten seit dieser Woche nur noch ihren Grundlohn. Eine entsprechende Mitteilung ging den Mitarbeitenden laut CBC News lediglich zwölf Tage vor Inkrafttreten zu.
Parallel zur Streichung der Provisionen sorgt eine weitere Maßnahme für Unmut: Hudson’s Bay hat angekündigt, bis zu 3 Millionen kanadische Dollar (etwa 2 Millionen Euro) an sogenannte Retention-Boni an 121 Führungskräfte auszuschütten – während gleichzeitig mehr als 9.300 Mitarbeitende keine Abfindung erhalten sollen.
Ende einer Kaufhaus-Ära
Bereits im März hatte Hudson’s Bay gerichtliche Genehmigung erhalten, 90 der insgesamt 96 Filialen der Marken The Bay, Saks und Saks Off Fifth bis Mitte Juni zu liquidieren. Mit der Erweiterung auf die letzten sechs Häuser wird das gesamte stationäre Geschäft des Unternehmens abgewickelt. Die Maßnahmen erfolgen im Rahmen der Suche nach Investoren oder Käufern, die zumindest Teile des Unternehmens restrukturieren könnten. Doch mit dem jetzigen Schritt rückt eine komplette Auflösung näher.