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Kommentar: Wero – Hoffnungsträger oder Rohrkrepierer in spe?

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Logo des neuen Zahlungsdienst Wero auf einem Smartphone
Foto: https://wero-wallet.eu
Lesezeit: 4 Minuten
>>> Wero, der neue Zahlungsdienst der European Payments Initiative, verspricht ultraschnelle Transaktionen und eine umfassende digitale Wallet. Doch wie realistisch sind diese Ziele und kann Wero tatsächlich eine europäische Alternative zu PayPal, Apple Pay und Google Pay bieten?
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Mit hoher Erwartungshaltung hat die European Payments Initiative (EPI) den neuen Zahlungsdienst Wero in Deutschland, Frankreich und Belgien gestartet. Nachdem noch bis letzter Woche unklar war, wann Wero genau startet, lautet das Motto jetzt: „Geld in Echtzeit senden. Echt jetzt.“. Die Versprechen reichen von ultraschnellen Transaktionen in unter zehn Sekunden bis hin zu einer umfassenden digitalen Wallet, die zukünftig auch Zahlungen im Einzelhandel und online ermöglichen soll. Doch was steckt wirklich hinter Wero und wie realistisch sind die ambitionierten Ziele?

Wero will die europäische Antwort auf PayPal, Apple Pay und Google Pay sein, gestützt von 16 großen Banken und Finanzdienstleistern, darunter Schwergewichte wie Deutsche Bank, BNP Paribas und ING​​. Der Fokus liegt auf Instant Payments, die durch eine einfache Handynummer oder E-Mail-Adresse initiiert werden können – ein klarer Vorteil gegenüber traditionellen Überweisungen mit IBAN. Aber reicht das aus?

Zielgruppe und Nutzungsanreize

Die Zielgruppe von Wero besteht vor allem aus jungen, technikaffinen Nutzern, die Wert auf schnelle und unkomplizierte Transaktionen legen. Diese Gruppe ist oft bereit, neue Technologien auszuprobieren und sucht nach effizienten Alternativen zu traditionellen Bankdienstleistungen. Dennoch müssen vor allem für den klassischen Familien-Use-Case (z.B. Eltern „überweisen“ an ihre Kinder) auch ältere und weniger technikaffine Nutzer überzeugt werden, was eine klare und einfache Benutzerführung sowie umfassende Informationskampagnen erfordert.

Wero Integration in der Sparkassen-App
Foto: Sparkasse

Ein großer Vorteil stellt zweifelsohne die direkte Integration der jeweils beteiligten Banken dar. Kunden können direkt innerhalb der App, beispielsweise der Sparkassen-App, die Wero-Transaktion tätigen. Und das anders als bisher ohne IBAN, sondern einfach via Telefonnummer oder E-Mail-Adresse.

Kommerzielle Use-Cases, neben dem klassischen Geldtransfer von/an Familie und Freunde, kann Wero aktuell nicht bedienen. Zum Start ist der Dienst auf reine Person-zu-Person Zahlungen beschränkt – vergleichbar mit dem kostenlosen „Familie & Freunde“ Geldtransfer bei PayPal. Dies hat zur Folge, dass außer von Banken, die Wero aufgleisen werden, kein echter Marketingdruck aus dem Markt heraus erzeugt wird.

Die Realität der Kundenakzeptanz

Allen vermeintlichen Vorteilen der Einfachheit zum Trotz: Ein zentrales Problem für Wero wird die Kundenakzeptanz sein. Zum Start in Deutschland sind zwar einige wenige große Banken an Bord, doch die allermeisten User gehen erstmal leer aus.

Teilnehmende Banken zum Start bei Wero

Zwar haben weitere große deutsche Banken angekündigt, in den nächsten Monaten nachzuziehen, doch ambitionierte Marktpenetration sieht anders aus. Auch im Ausland wird noch viel pilotiert, wie die Pressemitteilung verlauten lässt.

Zusätzlich bleibt die Frage im Raum, ob ein weiterer Zahlungsdienst wirklich notwendig ist. Insbesondere in Deutschland, wo Paypal eine starke Durchdringung hat und gleichzeitig Echtzeit-Überweisungen von immer mehr Banken angeboten werden, könnte die Umstellung auf ein neues System eine Hürde darstellen. Hier bleibt abzuwarten, ob die Versprechen von schnelleren und einfacheren Zahlungen tatsächlich genug Anreiz bieten, um eine breite Nutzerbasis zu schaffen​.

Keine klare Differenzierung zu bestehenden Diensten

Ein weiteres Problem liegt in der fehlenden Differenzierung zu bereits etablierten Diensten wie PayPal. Wero bietet derzeit keine einzigartigen Funktionen, die es von der Konkurrenz abheben würden. Vielmehr wirkt es wie ein Nachzügler, der versucht, die bereits erfolgreichen Modelle zu kopieren, ohne dabei eigene Innovationsakzente zu setzen.

Die angekündigten Funktionen, wie das Bezahlen in Online-Shops (2025) oder im stationären Einzelhandel (2026), kommen erst in den nächsten Jahren – viel zu spät, um sofort als ernstzunehmender Konkurrent wahrgenommen zu werden​​.

Technologische Herausforderungen und Datensicherheit

Ein weiterer kritischer Punkt ist die technologische Infrastruktur und Datensicherheit. Obwohl die Daten auf europäischen Servern einen enormen Vorteil gegenüber US-Anbietern darstellt, bleibt trotzdem die Frage, wie sicher und zuverlässig die neuen Systeme im großflächigen Einsatz sein werden. Die Risiken von Datenlecks und Sicherheitslücken sind hoch, insbesondere in der Anfangsphase, wo Systeme noch nicht vollständig ausgereift sind und der Dienst skaliert wird.

In puncto Security und Compliance wird sich deshalb zeigen müssen, ob Wero wirklich die versprochene Sicherheit und Effizienz bieten kann, wenn nicht nur eine Handvoll Banken angeschlossen sind.

Fazit: Leider eher Rohrkrepierer als Hoffnungsträger

Wero steht, kurz gesagt, vor großen Herausforderungen. Die hohe Erwartungshaltung könnte schnell in Enttäuschung umschlagen, wenn die versprochenen Features und der Mehrwert für die Kunden nicht schnell genug realisiert werden. Der ambitionierte Plan, eine europäische Alternative zu den amerikanischen Zahlungsriesen zu schaffen, ist zweifellos lobenswert. Doch der aktuelle Start lässt viele Fragen offen, und die Gefahr, dass Wero als Rohrkrepierer endet, ist aufgrund beschriebener Herausforderungen hoch.

Realistisch, aber auch erst mittel- bis langfristig, könnte Wero zumindest das Ende der IBAN im privaten Gebrauch einläuten. Ein ernsthafter Konkurrent gegenüber Paypal erscheint dagegen sehr unwahrscheinlich. Der Plan, erst in den nächsten 2 Jahren Wero im Handel überhaupt anzubieten, könnte sich als grober strategischer Fehler herausstellen. Die nächsten Monate werden nun entscheidend sein, ob Wero sich etablieren kann oder ob es ein weiteres Beispiel für ein gut gemeintes, aber letztlich gescheitertes Projekt im Zahlungsverkehr wird​.

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ZUM AUTOR

Mit über 20 Jahre Erfahrung in E-Commerce und Omnichannel-Retail kommentiert Markus Günter (LinkedIn) als Publisher von Retail-News das Spielfeld vom Seitenrand.

Als Inhaber von MG Retail-Consulting, einer auf schlanke E-Commerce Audits fokussierten Beratungsboutique, führt er zudem regelmäßig kleine schlagkräftige Projekte auf Händler- und Herstellerseite durch.
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