Prada setzt seine Strategie der vertikalen Integration im Luxussegment konsequent fort. Der Konzern übernimmt eine 10-prozentige Beteiligung am venezianischen Lederverarbeiter Rino Mastrotto Group. Neben einer nicht näher bezifferten Bargeldsumme umfasst die Transaktion auch die Übertragung zweier bereits im Konzern befindlicher Unternehmen: der toskanischen Conceria Superior S.p.A. und der französischen Tannerie Limoges S.A.S.
Diese Entscheidung ist Teil einer umfassenden Strategie, mit der sich Prada stärker in die Kontrolle der Produktionskette einbringt. Durch die Übernahme sollen Schlüsselbereiche wie die Kalbs- und Lammlederverarbeitung gesichert und die industrielle Unabhängigkeit ausgebaut werden. Der Abschluss der Transaktion ist zwischen Ende des zweiten und Anfang des dritten Quartals 2025 geplant – vorbehaltlich regulatorischer Genehmigungen. Mehrheitseigentümer von Rino Mastrotto bleibt der Investmentfonds Renaissance Partners, während die Gründerfamilie Mastrotto rund 30 Prozent der Anteile hält.
Langjährige Beziehungen als Basis
Die Verbindung zwischen Prada und den nun eingebrachten Gerbereien hat sich über Jahre entwickelt. 2022 stieg Prada bei Conceria Superior ein, einem Spezialisten für hochwertiges Kalbsleder mit Sitz in Santa Croce sull’Arno. Bereits 2014 übernahm das Unternehmen eine Mehrheitsbeteiligung an der Tannerie Limoges, die für ihre Expertise in besonders feinem Lammleder bekannt ist. Mit der Beteiligung an Rino Mastrotto entsteht ein Netzwerk hochspezialisierter Betriebe, die gemeinsam einen integrierten, europäischen Lederverbund im Luxussegment formen.
Die Rino Mastrotto Group mit Sitz in Trissino (Venetien) beschäftigt über 1.300 Mitarbeitende und ist weltweit aktiv – unter anderem in der Mode-, Automobil- und Möbelbranche. Mit einem Jahresumsatz von rund 360 Millionen Euro zählt das Unternehmen zu den führenden Akteuren seiner Branche. Durch die Eingliederung weiterer Manufakturen wie Basmar, Pomari oder Morelab konnte Mastrotto in den vergangenen Jahren ein industrielles Kompetenzzentrum aufbauen, das italienische Handwerkskunst und Skalierbarkeit verbindet.
Auch privat setzt Bertelli auf Italien
Parallel zur industriellen Expansion tätigt Prada-Mitgründer Patrizio Bertelli weitere Investitionen in seiner Heimatstadt Arezzo. Dort hat er in der Vergangenheit bereits mehrere historische Immobilien erworben, darunter Cafés und Restaurants. Neu hinzu kommt nun ein vorläufiger Kaufvertrag für das ehemalige Gelände des Textilunternehmens Lebole – eine seit 2002 stillgelegte Industriebrache mit über 150.000 Quadratmetern Fläche. Der Wert der Transaktion wird auf etwa acht Millionen Euro geschätzt.
Die endgültige Nutzung des Areals ist noch offen, doch in der Vergangenheit wurden gemischte oder Wohnnutzungen diskutiert. Symbolisch ist der Schritt dennoch bedeutsam: Bertelli, kürzlich mit dem Titel „Cavaliere del Lavoro“ ausgezeichnet, will damit ein Zeichen für die Revitalisierung seiner Heimatregion setzen – und verbindet unternehmerisches Handeln mit kultureller Verantwortung.