Nach einem Rückgang im Jahr 2023 hat sich der Markt für Fusionen und Übernahmen (M&A) in der globalen Transport- und Logistikbranche 2024 wieder erholt. Laut der aktuellen PwC-Studie „Transport & Logistics Barometer“ wurden weltweit 199 Deals mit einem Mindestwert von 50 Millionen US-Dollar angekündigt – ein leichter Anstieg gegenüber den 193 Transaktionen im Vorjahr. Insbesondere sogenannte Mega-Deals ab einer Milliarde US-Dollar trugen maßgeblich zum Wachstum bei.
Anstieg des Transaktionsvolumens und höhere Deal-Werte
Das Gesamtvolumen aller Transaktionen erreichte 2024 einen Wert von 96,3 Milliarden US-Dollar – ein Plus von 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (75,9 Milliarden US-Dollar). Der durchschnittliche Deal-Wert stieg auf 483,8 Millionen US-Dollar, verglichen mit 393,2 Millionen US-Dollar im Jahr 2023.
Ein bedeutender Faktor für dieses Wachstum waren die 21 Mega-Deals, die mehr als die Hälfte des gesamten Transaktionswerts ausmachten. Diese Großübernahmen waren oft strategisch motiviert und zielten darauf ab, Unternehmen für zukünftige Herausforderungen in der Branche zu stärken.
Logistik- und Trucking-Sektor als Hauptziel von Übernahmen
Der Bereich Logistik und Trucking war 2024 das attraktivste Segment für Investoren. Rund die Hälfte der M&A-Deals (99 Transaktionen) entfiel auf diesen Sektor, was sich auch im Transaktionsvolumen widerspiegelte: 50,2 Milliarden US-Dollar flossen in entsprechende Übernahmen.
Strategische Investoren und Finanzinvestoren konzentrierten sich vor allem auf diesen Bereich. Während strategische Käufer neben Logistik- und Trucking-Firmen auch Luft- und Schifffahrtsunternehmen übernahmen, fokussierten sich Finanzinvestoren fast ausschließlich auf Logistikunternehmen.
Regionale Entwicklungen: Europa führend bei Deal-Werten
Regional betrachtet gab es erhebliche Unterschiede in der M&A-Dynamik. Europa war mit 51,8 Milliarden US-Dollar die Region mit dem höchsten Gesamtwert an Deals – ein signifikanter Anstieg gegenüber 35,4 Milliarden US-Dollar im Jahr 2023. Deutsche Unternehmen waren an acht Deals beteiligt, darunter die Übernahme von DB Schenker durch den dänischen Logistikkonzern DSV. Mit einem Volumen von 14,3 Milliarden Euro war dies die größte Transaktion des Jahres und eine der größten in der deutschen Geschichte.
Nordamerika verzeichnete dagegen einen Rückgang: Die Anzahl der Deals sank um 28 Prozent, das Gesamtvolumen der Transaktionen sogar um 43 Prozent. In Asien und Ozeanien nahm die Anzahl der angekündigten Deals von 88 auf 114 zu, das Gesamtvolumen stieg um 90 Prozent. Ein Treiber dieser Entwicklung war die wachsende Anzahl lokaler Deals innerhalb einzelner Länder der Region.
„China+1“-Strategie als Reaktion auf geopolitische Unsicherheiten
Ein zentrales Thema für viele Unternehmen ist die Diversifizierung von Lieferketten, um Abhängigkeiten von China zu reduzieren. Die sogenannte „China+1“-Strategie sieht vor, Produktionskapazitäten verstärkt in andere asiatische Länder zu verlagern. Allerdings investiert China seinerseits massiv in südostasiatische Infrastrukturprojekte, insbesondere im Rahmen der Belt and Road Initiative (BRI), wodurch das Land langfristig seinen Einfluss in der Region sichert.
PwC-Experte Dr. André Wortmann warnt: „Die Annahme, man könne durch Verlagerungen nach Südostasien eine größere Unabhängigkeit von China erreichen, könnte täuschen – zumindest mittel- bis langfristig.“
Strategische Allianzen konzentrieren sich auf Nachhaltigkeit
Neben Fusionen und Übernahmen spielten auch strategische Kooperationen eine Rolle. 2024 wurden 104 Allianzen angekündigt, wobei der Fokus zunehmend auf Nachhaltigkeit und Dekarbonisierung lag. Logistikunternehmen setzen verstärkt auf Partnerschaften in den Bereichen Elektromobilität, Ladeinfrastruktur und alternative Antriebe.
„Strategische Allianzen sind ein wichtiger Hebel, um nicht nur Wachstum zu erzielen, sondern auch Innovationen voranzutreiben und Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen“, so Wortmann.
Ausblick: Weitere Zunahme von M&A erwartet
Trotz bestehender Unsicherheiten, darunter geopolitische Spannungen, wirtschaftliche Prognosen und mögliche handelspolitische Veränderungen, erwartet PwC-Experte Ingo Bauer eine anhaltend positive Entwicklung der M&A-Aktivitäten.
„Die Finanzierungsbedingungen für Deals haben sich durch Zinssenkungen und steigende Unternehmensbewertungen verbessert. Wir gehen davon aus, dass strategische Investoren verstärkt Fusionen und Übernahmen nutzen werden, um gezielt Wachstumsmöglichkeiten zu erschließen und branchenspezifische Herausforderungen zu bewältigen.“
Dazu gehören unter anderem der Fahrermangel im Trucking-Sektor, Überkapazitäten in der Containerschifffahrt sowie der Konsolidierungsdruck im Luftfahrtsektor. Unternehmen sind daher gut beraten, ihre M&A-Strategie sorgfältig auszurichten und auf eine fundierte Due Diligence zu setzen.