Die strategischen Maßnahmen rund um den heiß diskutierten Börsengang des Fast-Fashion-Händler erhöhen die Schlagzahl: Shein hat Analysen nach die Preise für einige seiner Kernprodukte um mehr als ein Drittel erhöht, um seine Einnahmen vor dem geplanten Börsengang zu steigern.
Eine jüngste Analyse der Preisstrategie zeigt, dass Sheins durchschnittliche Preiserhöhungen die seiner Konkurrenten H&M und Zara übertrafen. Wie Reuters berichtet, stiegen laut Daten des Londoner Forschungsunternehmens EDITED die Preise für Kleider von Shein in den USA im Vergleich zum Vorjahr um 28% auf durchschnittlich 28,51 USD. In den USA, Sheins größtem Markt, stiegen die Preise für Schuhe am stärksten, mit einem durchschnittlichen Anstieg von 25,3 USD auf 40,7 USD.
Trotz bislang fehlender öffentlicher Finanzdaten schätzt Coresight Research, dass Sheins Umsatz in diesem Jahr 50 Milliarden USD erreichen wird, was einem Anstieg von 55% im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Die Preiserhöhungen sollen helfen, dieses Umsatzniveau zu erreichen und die Gewinnmargen zu erhöhen. Vor dem Börsengang muss Shein mit den höheren Kosten eines börsennotierten Unternehmens und neuen EU-Vorschriften für Online-Plattformen zurechtkommen, die die Gewinnmargen zusätzlich belasten könnten.
Shein, bekannt für seine China-produzierten, preisgünstigen Modeartikel, operiert hauptsächlich als Online-Marktplatz und verkauft neben Fremdmarken vor allem eigene Produkte. Die Firma bezieht ihre Waren von rund 5.400 hauptsächlich in Guangzhou, China, ansässigen Lieferanten.
Die Fast-Fashion-Gruppe hat sich zudem zur Einhaltung von Nachhaltigkeits- und ethischen Arbeitsrichtlinien verpflichtet, indem Shein in die British Retail Consortium (BRC) aufgenommen wurde. Dies teilte die Leiterin der Branchenorganisation gegenüber Reuters mit. Shein bereitet sich auf eine Börsennotierung in London vor, sieht sich jedoch wachsender Opposition von Gesetzgebern, Arbeiterrechtsaktivisten und einigen Einzelhändlern im Vereinigten Königreich gegenüber, die dem Unternehmen Arbeitsrechtsverletzungen und die Nutzung einer Einfuhrsteuerbefreiung vorwerfen.
„Das Gespräch mit Shein über den Beitritt verlief genauso wie mit jedem anderen Mitglied,“ sagte BRC-CEO Helen Dickinson. „Sind sie bereit, sich mit den für die Branche wichtigen Themen auseinanderzusetzen, dann sind sie als Mitglieder willkommen.“ Im Kontext des durchaus kontrovers diskutierten Börsengangs von Shein fügte sie hinzu: „Es ist nicht unsere Aufgabe, als Regulierungsbehörde, Polizei oder Due-Diligence-Entscheider zu fungieren“.