In Deutschland zeigen laut einer aktuellen Studie von YouGov und der Hochschule Macromedia immer mehr Menschen ein problematisches Verhalten bei der Nutzung sozialer Netzwerke – besonders junge Erwachsene. Anlass der Veröffentlichung ist der gestern erfolgte Start der Digital-Konferenz re:publica in Berlin.
Junge Nutzer besonders stark betroffen
15 Prozent der deutschen Gesamtbevölkerung weisen laut Umfrage Symptome auf, die auf eine Social-Media-Sucht hinweisen. Dabei stechen die Altersgruppen der Millennials (26 Prozent) und der Generation Z (25 Prozent) deutlich hervor. Bei der Generation X liegt der Anteil bei 12 Prozent, bei den Baby Boomern noch bei bis zu 5 Prozent. Grundlage für diese Einschätzung ist die wissenschaftlich etablierte „Bergen Social Media Addiction Scale“, die sechs Kriterien einer Verhaltenssucht abfragt – von Entzugserscheinungen bis hin zu Rückfällen.
Einfluss auf Arbeit und Studium wird unterschiedlich wahrgenommen
Trotz der hohen Nutzungsfrequenz – 85 Prozent der arbeitenden oder studierenden Befragten verwenden soziale Medien mehrmals täglich – empfinden viele keinen negativen Einfluss auf ihre Leistung. Unterschiede zeigen sich zwischen den Altersgruppen: Während zwei Drittel der Generation X und der Baby Boomer ihre Arbeit als unbeeinträchtigt einschätzen, sind es bei den Millennials nur noch gut die Hälfte. Besonders deutlich ist die Abweichung bei der Generation Z: Nur 34 Prozent sehen keine Auswirkungen auf Job oder Studium – die Mehrheit erkennt zumindest gelegentliche Beeinträchtigungen.
TikTok und Instagram besonders schwer zu meiden
Die Plattformen TikTok und Instagram stehen im Fokus der Untersuchung. Auf einer Skala von 0 („nie“) bis 100 („jedes Mal“) zeigt sich bei TikTok ein Durchschnittswert von 58 Punkten, bei Instagram 55 – beide signifikant über dem Mittelwert. In der Generation Z liegen diese Werte sogar bei 70 (TikTok) und 65 (Instagram), bei den Millennials bei 62 und 63 Punkten. Ältere Generationen nutzen diese Netzwerke deutlich weniger intensiv. Auffällig ist zudem, dass Frauen tendenziell stärker betroffen sind als Männer.
Forscher warnen vor Normalisierung intensiver Nutzung
Die Studienverantwortlichen mahnen zur Differenzierung zwischen Vielnutzung und Sucht. Professor René Arnold von der Hochschule Macromedia verweist darauf, dass viele junge Menschen soziale Medien nutzen, um dem Alltag zu entkommen – mit teils problematischen Folgen. Sven Runge von YouGov ergänzt: „TikTok und Instagram machen es leicht, die Zeit zu vergessen – aber wer viel nutzt, ist nicht automatisch süchtig. Es braucht mehr Bewusstsein für das eigene Verhalten.“