Der Onlinehandel wird zunehmend durch Marktplätze aus Asien beeinflusst, die mit neuen Konzepten und günstigeren Preisen Kunden anziehen. Plattformen wie Temu, Shein, Aliexpress und bald auch der TikTok Shop sind auf Expansionskurs und setzen etablierte Anbieter wie Amazon und eBay zunehmend unter Druck. Die ECC CLUB Studie 2024 beleuchtet nun, wie Händler, Großhändler und Hersteller in Deutschland diese Entwicklung einschätzen und welche strategischen Konsequenzen sie daraus ziehen.
Asien im Fokus: Plattformwandel in Deutschland
Die Studie, die auf Befragungen von 100 Akteuren aus dem deutschen Handel basiert, zeigt ein differenziertes Bild. Während Plattformen aus Asien insbesondere bei jüngeren Zielgruppen an Beliebtheit gewinnen – 51 Prozent der 18- bis 29-Jährigen nutzen solche Angebote bereits – bleibt die deutsche Händlerlandschaft skeptisch. Großhändler sehen größere Chancen und sind offener für Kooperationen, doch viele Einzelhändler betrachten die neuen Plattformen eher als Herausforderung denn als Gelegenheit. Insbesondere wegen des unterschiedlichen Umgangs mit Nachhaltigkeit, Datenschutz und Qualitätsstandards fordern 92 Prozent der befragten Händler Regulierungen, die einen fairen Wettbewerb gewährleisten sollen.
TikTok als Trendplattform
Eine Ausnahme bildet TikTok: Während einige Plattformen aus Asien primär durch günstige Preise auffallen, überzeugt TikTok mit innovativen Shopping-Erlebnissen. Funktionen wie Live-Shopping, interaktive Produktpräsentationen und ein nahtlos integrierter Kaufprozess haben dem TikTok Shop in den USA ein Bruttowarenvolumen von über 11 Milliarden US-Dollar beschert. Beauty-Produkte und Kleidung sind die stärksten Kategorien – und der Start des TikTok Shops in Deutschland wird für 2025 erwartet.
Gamification: Vom Konsum zum Erlebnis
Ein Schlüssel zum Erfolg dieser neuen Plattformen ist die Anwendung von Gamification. Countdown-Angebote, Prämien für das Anwerben von Freunden oder interaktive Rabattsysteme animieren Kunden zu schnellen Kaufentscheidungen. Auch in Deutschland ist dieses Modell zunehmend gefragt: Ein Drittel der Händler setzt bereits auf Rabatte, aber nur wenige nutzen die weiterführenden Gamification-Elemente, die Plattformen wie Shein oder Temu im Portfolio haben. Dabei schätzt ein Drittel der deutschen Konsumenten die interaktive Komponente und empfindet asiatische Anbieter als willkommene Abwechslung.
Ausblick: Braucht es politische Eingriffe?
Die Wettbewerbsdynamik im Onlinehandel nimmt durch den Markteintritt asiatischer Plattformen deutlich zu. Deutsche Händler sehen die Regulierungsbehörden in der Pflicht, gleiche Wettbewerbsbedingungen zu schaffen. Neben Datenschutz und Nachhaltigkeit sollen auch Sicherheitsstandards als verpflichtende Grundlagen definiert werden, um den Einfluss der neuen Player im deutschen Markt zu regulieren.
Die vollständige ECC CLUB Studie ist im IFH KÖLN kostenfrei zum Download erhältlich.