ANZEIGE

ANZEIGE

Temu im Visier: Nebraska verklagt Online-Händler wegen Datenmissbrauch

Temu App
Foto: rafapress / Shutterstock

Key takeaways

Der Generalstaatsanwalt von Nebraska klagt gegen die chinesische Plattform Temu wegen massiver Datenschutzverletzungen, Täuschung bei Produktangaben und Markenrechtsverstößen. Die Vorwürfe wiegen schwer: Schadsoftware, Fake-Labels und Umweltversprechen ohne Substanz sollen gezielt Verbraucher in die Irre führen.

Lesezeit ca. 3 Minuten

Ohne Vorwarnung ist die chinesische E-Commerce-Plattform Temu ins Fadenkreuz der US-Justiz geraten: Mike Hilgers, Generalstaatsanwalt des Bundesstaats Nebraska, hat Klage gegen das Unternehmen und seine verbundenen Gesellschaften eingereicht. Der Vorwurf: weitreichende Verstöße gegen das Verbraucherschutzrecht – vom Datenmissbrauch über irreführende Produktangaben bis hin zu massiven Markenrechtsverletzungen.

Datenklau durch versteckte Schadsoftware

Die Vorwürfe sind gravierend. Laut der Klage installiert die Temu-App beim Herunterladen unbemerkt Schadsoftware auf den Geräten der Nutzer. Diese ermöglicht es der App, nahezu uneingeschränkt auf sämtliche Inhalte der Smartphones zuzugreifen – auch auf solche von Personen, die die App gar nicht installiert haben. Die Software arbeite mit komplexen Verschleierungstechniken, um eine Entdeckung zu verhindern.

Hinzu kommt ein geopolitischer Aspekt: Laut chinesischem Gesetz ist Temu verpflichtet, Nutzerdaten auf Anforderung an die chinesische Regierung weiterzugeben – und dies im Zweifel zu verschweigen. Für die Verbraucher in Nebraska bedeutet das: Wer Temu nutzt, gibt seine Daten unter Umständen an ein autoritäres Regime weiter.

Anzeige

Gewinnen in der Plattform-Ökonomie

von Alexander Graf – der Leitfaden für Handelsentscheider
★★★★☆ 4,4 / 5 Sterne
Jetzt bei Amazon entdecken

Irreführung bei Produktangaben und Rückgaberechten

Auch bei der Präsentation der Produkte wirft der Attorney General Temu systematische Täuschung vor. Produktbilder und Beschreibungen seien häufig falsch oder irreführend, viele der positiven Bewertungen gefälscht oder bezahlt. Zudem täusche Temu bei Preisangaben durch fiktive „Marktpreise“, um Rabatte größer wirken zu lassen als sie tatsächlich sind.

Besonders kritisch ist aus Sicht der Staatsanwaltschaft auch die Rückabwicklung von Käufen: Ein funktionierendes Rückgabeverfahren existiere de facto nicht. Kunden blieben häufig auf minderwertiger Ware sitzen.

Angriff auf lokale Marken und Identitäten

Ein zentraler Punkt der Klage ist der Umgang Temus mit geistigem Eigentum. Zahlreiche Marken würden systematisch verletzt – darunter prominente Namen aus Nebraska wie Union Pacific, Runza, Cabela’s sowie die Sportteams der University of Nebraska und der Creighton University. Die Plattform ermögliche nicht nur den Vertrieb gefälschter Fanartikel, sondern bewerbe diese sogar aktiv. Für Verbraucher sei kaum erkennbar, dass es sich nicht um lizenzierte Produkte handle.

Die Problematik wird durch ein weiteres Täuschungsmanöver verstärkt: Temu kennzeichne bestimmte Angebote als „lokal“, obwohl sich diese Bezeichnung lediglich auf in den USA befindliche Lager beziehe – nicht aber auf den Ursprung der Produkte oder deren Hersteller. Für Kunden entsteht so fälschlicherweise der Eindruck, sie unterstützten regionale Unternehmen.

Auch Temus Selbstdarstellung als umweltfreundliche Plattform wird in Zweifel gezogen. Das Versprechen, durch Käufe auf der Plattform würden automatisch Bäume gepflanzt, sei irreführend. Es fehle jeglicher Nachweis, dass derartige Umweltaktionen tatsächlich in der angekündigten Form stattfinden.

Temu wehrt sich energisch gegen Vorwürfe

Der Online-Marktplatz wehrt sich prompt und kommentiert, dass die Vorwürfe in der Klage des Generalstaatsanwalts jeglicher Grundlage entbehren und eine Wiederholung von Falschinformationen zu sein, die offenbar von einem Short-Seller stammen.

Ein Sprecher von Temu unterstreicht die eigene Ambition: „Bei Temu setzen wir alles daran, Verbraucherinnen und Verbrauchern sowie Familien den Zugang zu hochwertigen Produkten zu erschwinglichen Preisen zu ermöglichen. Wir arbeiten daran, die Preise stabil zu halten und eine zuverlässige Versorgung sicherzustellen, damit Menschen ihre Bedürfnisse decken können, ohne ihr Budget zu überziehen.

Darüber hinaus schaffe Temu neue Wachstumschancen und bietet kleinen Unternehmen in den USA neue Möglichkeiten, mehr Kundschaft zu erreichen und ihren Umsatz zu steigern. Temus Fokus liege deshalb weiterhin darauf, sowohl Verbrauchern als auch Händlern einen echten Mehrwert zu bieten.

Konsequenzen für Temu?

Mit der Klage reiht sich Nebraska in eine wachsende Zahl von Bundesstaaten ein, die das Geschäftsgebaren Temus rechtlich prüfen oder angreifen. Ziel der Klage ist es, die illegalen Praktiken zu stoppen, Entschädigungen für betroffene Verbraucher durchzusetzen und empfindliche Strafen wegen Gesetzesverstößen zu verhängen.

„Temu gefährdet die Privatsphäre der Menschen in unserem Bundesstaat und betreibt eine Plattform voller Täuschungen“, erklärte Hilgers. „Wir werden nicht zusehen, wie Unternehmen aus dem Ausland unsere Verbraucher, Marken und Kreativen ausbeuten.“

Ähnliche Artikel

Must-read

ANZEIGE
JANGER E-Commerce
Wer als Shop-Betreiber, E-Commerce Manager oder Gründer einer E-Commerce-Marke erfolgreich werden möchte, muss drei grundsätzliche Faktoren, Verkaufspsychologie, Außendarstellung und Design sowie Nutzererlebnis, verinnerlichen.

Top-News

Sponsored

Sponsored