Die Ratingagentur Moody’s hat die Kreditwürdigkeit der Vereinigten Staaten von Amerika herabgestuft: Das langjährige Spitzenrating Aaa wurde um eine Stufe auf Aa1 gesenkt. Damit reagiert die Agentur auf die anhaltende Verschlechterung zentraler fiskalischer Kennzahlen der USA. Auch wenn der wirtschaftliche Gesamtausblick als stabil eingeschätzt wird, sieht Moody’s vor allem bei den Staatsfinanzen erheblichen Handlungsbedarf.
Defizite und Schulden steigen langfristig weiter
Moody’s verweist in seiner Entscheidung auf die seit Jahren steigenden Staatsdefizite und Zinszahlungen, die mittlerweile deutlich über dem Niveau vergleichbarer Staaten mit hoher Bonität liegen. In den kommenden zehn Jahren rechnet die Agentur mit einer Zunahme des jährlichen Haushaltsdefizits auf fast 9 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP), während der Schuldenstand voraussichtlich von derzeit 98 % auf etwa 134 % des BIP steigen wird. Besonders kritisch wird der wachsende Anteil verpflichtender Ausgaben, darunter Zinszahlungen, gesehen – bis 2035 könnten sie 78 % des Haushalts ausmachen.
Steuerreformen nicht in Sicht
Die derzeit diskutierten fiskalpolitischen Maßnahmen seien laut Moody’s nicht geeignet, den langfristigen Trend umzukehren. Sollte der 2017 eingeführte Steuererlass weiterlaufen, würde dies das strukturelle Defizit um rund 4 Billionen US-Dollar (etwa 3,7 Billionen Euro) erhöhen. Schon heute machen Zinszahlungen rund 18 % der Staatseinnahmen aus – ein Anteil, der bis 2035 auf 30 % steigen könnte.
Stabilität durch wirtschaftliche und institutionelle Stärke
Trotz der Herabstufung hebt Moody’s positive Faktoren hervor, die zur Einstufung mit stabilem Ausblick beitragen. Die USA verfügten weiterhin über eine außergewöhnlich starke, dynamische Volkswirtschaft und über die globale Leitwährung US-Dollar, die ihnen weiterhin günstige Finanzierungsbedingungen sichere. Auch das institutionelle Gefüge der USA – etwa die Gewaltenteilung – werde trotz politischer Spannungen als robust eingeschätzt. Die Notenbank Federal Reserve gelte zudem nach wie vor als unabhängig und effektiv in ihrer geldpolitischen Steuerung.
Ausblick: Risiken bleiben bestehen
Für eine Verbesserung der Bonität wäre laut Moody’s eine nachhaltige fiskalische Konsolidierung erforderlich – entweder durch höhere Einnahmen oder durch deutliche Einsparungen. Umgekehrt könnte eine weiter beschleunigte Verschlechterung der Schuldenkennzahlen oder ein struktureller Verlust an institutioneller Stärke zu einer weiteren Herabstufung führen. Als wenig wahrscheinlich gilt derzeit, dass das Vertrauen in den US-Dollar als Weltreservewährung rapide verloren geht – auch weil es derzeit keine echte Alternative gibt.