Laut einem Bericht des Daily Telegraph könnte eine im kommenden Haushalt angekündigte „Amazon-Steuer“ das britische Wirtschaftsumfeld nachhaltig belasten. Während viele die Steuer als gerecht empfinden, um große Online-Händler stärker zu besteuern, warnen Handelsexperten in Großbritannien vor negativen Konsequenzen für das gesamte Geschäftsumfeld.
Die geplante Steuer zielt darauf ab, die Abgaben von Online-Giganten wie Amazon an die hohen Steuern des stationären Handels anzugleichen. Vor allem britische Einzelhändler drängen seit Jahren darauf, dass die Abgaben für Online-Händler steigen. Der Grund: Während physische Geschäfte rund 2,6 % ihres Umsatzes für Gewerbesteuern aufbringen müssen, liegt die Abgabe bei großen Online-Plattformen bei gerade einmal 0,45 %. Doch hinter der scheinbar fairen Idee steckt eine potenziell schwerwiegende Gefahr für die Innovationskraft des Landes.
Dem Daily Telegraph zufolge basiert Amazons geringere Steuerlast auf logischen Gründen: Die Lagerhallen liegen in weniger gefragten Regionen, was zu niedrigeren Steuersätzen führt. Außerdem reinvestiert das Unternehmen enorme Summen, sodass die Gewinnmargen – und damit auch die zu zahlende Körperschaftssteuer – entsprechend klein ausfallen. Das macht eine Steuererhöhung besonders problematisch.
Die Auswirkungen wären vielfältig. Erstens könnte es zu Gegenmaßnahmen der USA kommen. Sollte beispielsweise Donald Trump die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen gewinnen, könnte eine solche Steuer als gezielter Angriff auf amerikanische Technologieunternehmen gewertet werden. Die US-Regierung ist bekannt dafür, in solchen Fällen rasch zu reagieren – mögliche Sanktionen gegen britische Exporte wie Whisky oder Autos wären keine Überraschung.
Zweitens würde eine solche Steuer voraussichtlich auf die Konsumenten abgewälzt. Unternehmen neigen dazu, Steuererhöhungen durch Preiserhöhungen auszugleichen, was zu höheren Preisen für Amazon-Kunden führen könnte – von Versandkosten bis hin zu Prime-Abonnements.
Nicht zuletzt würde die Steuer auch innovative britische Startups treffen. Diese Unternehmen setzen auf das Internet, um neue Märkte zu erschließen, und könnten durch die zusätzlichen Abgaben in ihrer Entwicklung behindert werden. Gerade diese Startups gelten jedoch als Treiber für zukünftiges Wirtschaftswachstum.
Der Daily Telegraph warnt, dass Großbritannien durch diese Steuer als unternehmensfeindlich wahrgenommen werden könnte, was langfristig die Wachstumschancen des Landes schmälern würde. Es sei an der Zeit, alternative Lösungen zu finden, etwa eine Senkung der Gewerbesteuer für den stationären Handel, anstatt erfolgreiche Online-Unternehmen zu bestrafen. Das Land dürfe nicht Gefahr laufen, durch kurzfristige Steuermaßnahmen seine Innovationskraft zu verlieren.