Gewinnen in der Plattform-Ökonomie
Angesichts der anhaltenden Lieferengpässe bei Arzneimitteln fordert der Deutsche Apothekertag stärkere Befugnisse für Apotheken. Auf der Hauptversammlung in München wurde ein Antrag des Apothekerverbands Nordrhein einstimmig unterstützt, der eine erweiterte Handlungskompetenz der Apotheken verlangt. Ziel sei es, die Versorgungssicherheit zu stärken und den bürokratischen Aufwand für verordnende Ärzte zu reduzieren.
Konkret fordern die Apotheker, dass sie bei Engpässen verordnete Medikamente einfacher durch verfügbare Alternativen ersetzen können. Dies könnte unter anderem durch eine Wiederaufnahme und Ausweitung der Austauschregelungen aus der Pandemiezeit geschehen. So sollen die Apotheken eine Schlüsselrolle einnehmen, um Patienten unnötige Wege zwischen Arztpraxis und Apotheke zu ersparen, wenn bestimmte Arzneimittel nicht verfügbar sind.
Die aktuelle Situation in den Apotheken wird von Lieferengpässen geprägt, wie der Apothekenklima-Index 2024 zeigt. In einer Umfrage unter 500 Apothekeninhabern gaben 82,8 Prozent an, dass sie regelmäßig mit Versorgungsproblemen konfrontiert seien. Die daraus resultierenden Aufgaben nehmen zwischen 10 und 40 Stunden pro Woche in Anspruch, wobei die größten Herausforderungen in der Kommunikation mit Patienten, den Rücksprachen mit Arztpraxen und der Verfügbarkeitsprüfung beim Großhandel liegen.
Besonders besorgniserregend sind laut den Befragten Engpässe bei Antibiotika, Inhalativa und Antidiabetika. Der Apothekenklima-Index verdeutlicht zudem, dass das Lieferengpassgesetz aus dem Jahr 2023 bisher keine Entlastung gebracht hat. Im Gegenteil: Mehr als die Hälfte der Apotheken berichtet von einem gestiegenen bürokratischen Aufwand seit Inkrafttreten des Gesetzes.
Neben einer Lockerung der Austauschregeln fordern die Apothekenverbände auch einen finanziellen Ausgleich für den Mehraufwand, der durch die Lieferengpässe entsteht. So soll die sogenannte Lieferengpasspauschale erhöht werden, um den zusätzlichen Arbeitsaufwand angemessen zu kompensieren.