Der E-Commerce in Deutschland zeigt zur Jahresmitte 2024 erste Anzeichen einer Erholung. Von April bis Juni erzielte der Onlinehandel mit Waren ein Umsatzplus von 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, was einem Umsatz von 19,2 Milliarden Euro entspricht. Wie der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. (bevh) mit dem Forschungsunternehmen BEYONDATA berechnet hat, bleibt trotz dieses positiven Quartals der Gesamtumsatz für die erste Jahreshälfte 2024 mit 38,1 Milliarden Euro noch um 1,2 Prozent unter dem Vorjahreswert.
Die Verbraucher gönnen sich wieder mehr in verschiedenen Segmenten. Im zweiten Quartal verzeichneten vor allem Lebensmittelbestellungen mit einem Anstieg von 6,2 Prozent und der Modehandel mit einem Plus von 2,9 Prozent deutliche Zuwächse. Auch Luxusgüter wie Uhren und Schmuck konnten nach langer Flaute wieder zulegen.
Bemerkenswert ist, dass die aktuelle Erholung im E-Commerce vollständig von Marktplätzen getragen wird. Dieser Versendertyp konnte im zweiten Quartal als einziger zulegen (+2,3 Prozent) und hält im bisherigen Jahresverlauf einen Marktanteil von 55,0 Prozent.
Die Umsätze mit digitalen Dienstleistungen wie Reisebuchungen und Ticketkäufen stiegen im zweiten Quartal um 4,2 Prozent auf 3,72 Milliarden Euro und im ersten Halbjahr um 8,4 Prozent auf 6,45 Milliarden Euro.
Diesen Zuwächsen stehen derzeit Rückgänge bei den Herstellerversendern (D2C-Handel) gegenüber, die im zweiten Quartal 11,7 Prozent weniger über ihren eigenen Verkaufskanal verkauften. Multichannel-Händler erzielten 1,6 Prozent weniger Umsätze über ihre eigenen Onlineshops.
42 Prozent der befragten Unternehmen sehen zudem ihr Wachstumspotenzial durch geplante Regulierungsmaßnahmen gefährdet, und über die Hälfte der Befragten fühlt sich durch die mangelnde Durchsetzung von EU-Recht gegenüber Drittstaaten benachteiligt.
Martin Groß-Albenhausen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. (bevh), sieht dies als Anzeichen einer Marktstabilisierung, warnt jedoch vor den anhaltenden Unsicherheiten durch geopolitische Konflikte und steigende Insolvenzen, die das Konsumverhalten beeinträchtigen könnten.
Die Studie Interaktiver Handel in Deutschland, auf deren Daten diese Ergebnisse basieren, befragte im Zeitraum vom 1. April bis 30. Juni 2024 insgesamt 40.000 Privatpersonen in Deutschland zu ihrem Ausgabeverhalten im Online- und Versandhandel sowie zu digitalen Dienstleistungen.