Die nächste Generation europäischer Technologie-Nutzer wächst mit WLAN auf – und sie hat klare Vorstellungen davon, wie digitale Angebote ihr Leben bereichern sollen. Eine neue Studie von Google in Zusammenarbeit mit der Jugendberatung Livity hat über 7.000 Jugendliche zwischen 13 und 18 Jahren aus sieben EU-Ländern befragt, darunter Irland, Polen, Griechenland, Spanien, Italien, Frankreich und Schweden.
Die Ergebnisse zeigen eine Generation, die digitale Tools nicht nur nutzt, sondern aktiv mitgestaltet – mit einem ausgeprägten Bedürfnis nach Kreativität, Sicherheit und Selbstbestimmung.
Künstliche Intelligenz als Lernhilfe – mit Vorbehalten
Besonders KI-gestützte Tools sind fester Bestandteil im Alltag vieler Jugendlicher: 40 % nutzen sie täglich oder fast täglich. Über 80 % empfinden diese Technologien als kreativitätsfördernd, und zwei Drittel berichten, dass KI ihnen hilft, neue Lösungsansätze zu finden oder schwierige Themen besser zu verstehen.
Gleichzeitig herrscht Skepsis gegenüber einer unreflektierten Nutzung. 55 % der Befragten prüfen die Vertrauenswürdigkeit von Informationen, und knapp die Hälfte gleicht Inhalte mit anderen Quellen ab. Viele fordern von ihren Schulen mehr Unterstützung und Anleitung im Umgang mit KI, denn aktuell haben 28 % der Jugendlichen keinen Zugang zu offiziell genehmigten KI-Tools im Unterricht.
Gewinnen in der Plattform-Ökonomie
Der richtige Moment für elterliche Begleitung
Die Studie zeigt, dass Eltern in jungen Teenagerjahren eine zentrale Rolle bei der Vermittlung digitaler Kompetenzen spielen. Während 54 % der 13- bis 15-Jährigen auf die Ratschläge ihrer Eltern vertrauen, sinkt dieser Wert bei 16- bis 18-Jährigen auf nur noch 19 %. Der Zeitpunkt für präventive Aufklärung ist also frühzeitig, bevor sich die Jugendlichen stärker von familiären Einflüssen lösen.
Programme wie die „YouTube-Supervised Experience“ oder Googles App „Family Link“ bieten technische Unterstützung, um Kindern und Jugendlichen altersgerechte Inhalte näherzubringen – doch ohne kontinuierlichen Dialog verlieren diese Instrumente an Wirkung.
Der Wunsch nach Vielfalt, nicht Verboten
Die persönliche Entwicklung der Jugendlichen wird durch digitale Medien entscheidend geprägt. Plattformen wie YouTube dienen nicht nur schulischer Bildung, sondern erweitern auch den kulturellen Horizont. Viele Befragte berichten davon, neue Sichtweisen kennenzulernen und ihre eigenen Denkweisen kritisch zu hinterfragen.
Ein häufig diskutierter Punkt ist dabei der Umgang mit Algorithmen. Anders als oft angenommen, empfinden viele Jugendliche algorithmische Vorschläge nicht als Einschränkung, sondern als Chance, neue Perspektiven zu entdecken. Was sie jedoch fordern, ist Transparenz, Vielfalt – und Bildung, um mit diesen Systemen selbstbestimmt umzugehen.
Ein Plädoyer für gemeinsame Verantwortung
Sowohl die Kommentare von Digitalexpertin Janice Richardson als auch von Stephen Balkam, CEO des Family Online Safety Institute, unterstreichen: Jugendliche wünschen sich keine pauschalen Verbote, sondern altersgerechte Regeln und mehr Mitsprache. Lehrer und Eltern sind in der Verantwortung, gemeinsam mit Jugendlichen verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen – unterstützt von technologieunabhängigen Standards und Bildungseinrichtungen.
Denn am Ende geht es nicht um weniger Technik, sondern um mehr Kompetenz im Umgang mit ihr. Die digitale Welt der Zukunft wird nicht von Verboten geprägt sein, sondern von Vertrauen, Aufklärung und einem respektvollen Miteinander – zwischen Generationen, Kulturen und Systemen.


