KI-Tools gehören für viele Beschäftigte inzwischen zum Arbeitsalltag. Dennoch schöpfen nur wenige Unternehmen das volle Potenzial der Technologie aus – weil sie an traditionellen Arbeitsprozessen festhalten. Das ist das zentrale Ergebnis der aktuellen BCG-Studie „AI at Work 2025: Momentum Builds, But Gaps Remain“, für die über 10.600 Mitarbeitende in elf Ländern befragt wurden.
Starke Nutzung – mit Schwächen an der Basis
Laut der Studie nutzen 72 % der Beschäftigten weltweit KI regelmäßig. Auf den ersten Blick ein beeindruckender Wert, doch die Zahlen täuschen: Während Wissensarbeiter zunehmend KI-Tools einsetzen, stagniert die Nutzung bei Beschäftigten in operativen Bereichen bei lediglich 51 %. Die größten Unterschiede zeigen sich zwischen dem Globalen Süden und anderen Regionen. Indien (92 %) und der Nahe Osten (87 %) verzeichnen die höchste Nutzungsrate – und zugleich die stärkste Angst vor Jobverlust durch Automatisierung. Weltweit sorgen sich 41 % der Befragten, dass ihre Jobs in zehn Jahren verschwunden sein könnten.
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Was KI-Nutzung bremst
Drei Faktoren behindern die breitere Einführung von KI in Unternehmen: unzureichende Schulung, eingeschränkter Zugang zu Tools und mangelnde Unterstützung durch Führungskräfte. Nur 36 % fühlen sich ausreichend für den KI-Einsatz geschult. Besonders erfolgreich ist praxisnahe Schulung ab fünf Stunden – idealerweise mit Coaching. Zudem zeigen sich Sicherheitsrisiken: 54 % würden KI-Tools nutzen, selbst wenn sie nicht offiziell freigegeben sind. Besonders Jüngere umgehen Vorgaben. Und: Nur ein Viertel der Beschäftigten auf der Fläche erhalten klare Orientierung durch ihre Vorgesetzten.
Transformation erfordert neue Prozesse
Firmen, die mit KI tatsächlich produktiver arbeiten, begnügen sich nicht mit dem Einsatz einzelner Tools. Sie gestalten Arbeitsprozesse grundlegend um. Entscheidend sind Investitionen in Schulung und Change Management. Unternehmen, die auf umfassende Transformation setzen, berichten von mehr Zeit für strategische Aufgaben, höherer Qualität der Arbeit und besseren Entscheidungen.
KI-Agenten: Der nächste Schritt
Drei Viertel der Befragten glauben, dass KI-Agenten – also intelligente digitale Assistenten, die eigenständig Aufgaben übernehmen – künftig entscheidend für den Unternehmenserfolg sein werden. Doch bisher sind sie nur bei 13 % der Unternehmen tatsächlich in Arbeitsprozesse integriert. Ein weiteres Hindernis: Nur ein Drittel der Mitarbeitenden weiß, wie diese Agenten überhaupt funktionieren. Mit wachsender Vertrautheit sinkt jedoch die Angst, ersetzt zu werden – und weicht einem Verständnis für das Potenzial dieser Werkzeuge.
Führungskräfte stehen in der Pflicht
Der Report formuliert vier Handlungsfelder für Unternehmen, die aus KI-Einsatz echten Wandel machen wollen: gezielte Schulung, klare Erfolgsmessung, aktive Neugestaltung von Arbeitsabläufen und ein konsequenter Testeinsatz von KI-Agenten. Führung und HR spielen dabei eine Schlüsselrolle. Nur wenn Unternehmen die Auswirkungen auf Arbeit, Beschäftigte und Belegschaft aktiv mitgestalten, lässt sich der Wandel zum Vorteil nutzen.