Der US-Konzern NiCE übernimmt das Düsseldorfer KI-Start-up Cognigy für rund 955 Millionen US-Dollar (ca. 880 Mio. Euro), wie das Unternehmen am Montag mitteilt. Die Transaktion gilt als größte europäische Übernahme im Bereich Künstliche Intelligenz und soll im vierten Quartal 2025 abgeschlossen werden. Cognigy bleibt als Plattform bestehen, wird aber technologisch in NiCEs bestehende CXone-Mpower-Plattform integriert.
KI-Agenten für den Kundenservice
Cognigy hat sich auf sogenannte „AI Agents“ spezialisiert – automatisierte Sprach- und Textassistenten, die in über 100 Sprachen und auf verschiedenen Kanälen eingesetzt werden können. Diese Agenten übernehmen einfache Kundenanfragen, während menschliche Mitarbeitende sich auf komplexe Fälle konzentrieren. Zu den Kunden zählen unter anderem Mercedes-Benz, DHL, Nestlé und Allianz.
Gewinnen in der Plattform-Ökonomie
Strategischer Zukauf für globale Expansion
Laut NiCE-CEO Scott Russell ist die Akquisition ein „strategischer Meilenstein“, um Innovationen im Bereich KI und Kundenservice zu beschleunigen. Cognigy bringt nicht nur Technologie, sondern auch eine starke Präsenz in Europa und Asien mit. Der Deal soll die globale Marktstrategie von NiCE erweitern und AI-gestützte Customer Experience auf ein neues Niveau heben.
Kritik an verpassten Chancen deutscher Konzerne
Die Übernahme wirft erneut Fragen zur Innovationspolitik deutscher Unternehmen auf. Während US-Konzerne jährlich Hunderte Start-ups übernehmen, bleibt es in Deutschland bei Ausnahmen. Rafael Laguna von der Bundesagentur für Sprunginnovationen warnt in einem Handelsblatt-Artikel davor, dass die Wertschöpfung so langfristig in andere Märkte abwandert. Auch Merantix-Investor Rasmus Rothe sieht darin ein Signal für die wachsende Bedeutung deutscher KI-Talente – allerdings oft ohne Verbleib im Inland.
Cognigy mit starkem Wachstumskurs
Gegründet 2016, hatte Cognigy ursprünglich eine andere Zielsetzung: Die Gründer wollten einen sprechenden Teddy entwickeln. Daraus entstand eine KI-Plattform, die inzwischen über 170 Millionen Dollar an Risikokapital eingeworben hat. Für 2026 wird ein Umsatzwachstum im Bereich der wiederkehrenden Einnahmen (ARR) von 80 Prozent erwartet.
Der Kaufpreis umfasst auch einen zeitlich gebundenen Holdback in Höhe von 50 Millionen Dollar, teils in bar, teils in Aktien. Die Finanzierung erfolgt aus Eigenmitteln von NiCE.


