Beim diesjährigen Tag der Markenwirtschaft in Berlin haben der Markenverband und der Handelsverband Deutschland (HDE) gemeinsam ein deutliches Signal an die Politik gesendet: Die zunehmende Verbreitung illegaler Produkte aus Fernost bedroht nicht nur die Gesundheit der Verbraucher, sondern gefährdet auch Arbeitsplätze und untergräbt den fairen Wettbewerb in Deutschland und Europa.
Milliardenschäden und massive Wettbewerbsverzerrung
Die wirtschaftlichen Auswirkungen sind enorm: Nach Angaben des Amts der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO) entfallen 5,8 % aller EU-Importe auf gefälschte oder nicht konforme Waren. In Deutschland summiert sich der Schaden auf rund acht Milliarden Euro jährlich – mit potenziellen Folgen für etwa 64.000 Arbeitsplätze. Der Hauptverbreitungsweg dieser Produkte ist der Onlinehandel. EU-weit gelangen 65 % der Fälschungen über digitale Plattformen nach Europa. Allein in Deutschland treffen laut EUIPO jede Woche rund 144.000 Pakete mit gefälschten Artikeln ein.
Besonders betroffen sind Produktkategorien wie Kleidung, Kosmetik, Spielwaren und Elektronik – also Waren, die teils erhebliche Risiken für Gesundheit und Sicherheit bergen. Zudem handelt es sich häufig um Erzeugnisse, die unter Missachtung von Umwelt- und Arbeitsstandards hergestellt wurden.
Gewinnen in der Plattform-Ökonomie
Deutliche Forderungen an Bundesregierung und EU
„Acht Milliarden Euro Schaden jährlich – das ist ein Alarmsignal“, betonte Franz-Olaf Kallerhoff, Präsident des Markenverbandes. Es sei nicht länger hinnehmbar, dass der Markt mit gefährlichen und unregulierten Produkten überschwemmt werde. Kallerhoff fordert unter anderem konsequente Zollkontrollen, eine klare Haftung für Onlineplattformen und ein härteres Vorgehen bei Markenrechtsverstößen.
Auch HDE-Präsident Alexander von Preen stellte klar, dass es ohne entschlossene Maßnahmen keine fairen Marktbedingungen mehr geben könne. Er plädierte für die Abschaffung der bestehenden Zollfreigrenze von 150 Euro, die seit Jahren den Import von Billigware erleichtert und inländische Händler benachteiligt.
Konkrete Maßnahmen vorgeschlagen
Die gemeinsame Allianz der Verbände fordert ein umfassendes Maßnahmenpaket:
- Stärkung von Zoll und Marktüberwachung: Mehr Personal, bessere Ausrüstung und smarter Datenaustausch für wirksamere Kontrollen.
- Abschaffung der Zollfreigrenze: Jedes Paket aus Drittstaaten soll unabhängig vom Warenwert deklariert und kontrolliert werden.
- Gesetzliches Stay-Down-Gebot: Entfernte Fälschungen dürfen nicht erneut auf Onlineplattformen auftauchen.
Die Botschaft ist klar: Ohne ein entschlossenes Zusammenspiel von Politik, Behörden und Wirtschaft wird es kaum gelingen, Verbraucher effektiv zu schützen und faire Wettbewerbsbedingungen in Europa aufrechtzuerhalten.


