Das internationale Geschäft des deutschen Mittelstands gerät zunehmend unter Druck. Der neue KfW-Internationalisierungsbericht 2025 zeigt, dass geopolitische Unsicherheiten, protektionistische Tendenzen und schwierige Standortbedingungen in Deutschland das Auslandsgeschäft erheblich belasten.
Deutlicher Rückgang international aktiver Unternehmen
Laut KfW waren 2023 nur noch rund 763.000 mittelständische Unternehmen im Ausland aktiv – ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu 880.000 im Vorjahr. Damit fiel der Anteil grenzüberschreitend tätiger Mittelständler von 23 auf 20 Prozent. Der Wert liegt erstmals wieder unter dem langjährigen Vorkrisenniveau. Gründe für diesen Rückzug sind vor allem eine schwache globale Konjunktur, zunehmende politische Unsicherheiten sowie die schwieriger gewordenen Rahmenbedingungen für Exporteure.
Weniger Unternehmen, aber höhere Einzelumsätze
Die verbliebenen exportorientierten Unternehmen konnten den Anteil ihrer Auslandsumsätze an den Gesamtumsätzen zwar auf durchschnittlich 29 Prozent steigern. Auch der durchschnittliche absolute Auslandsumsatz je Unternehmen legte um 12 Prozent auf über eine Million Euro zu. Insgesamt konnten diese positiven Entwicklungen jedoch nicht verhindern, dass der gesamte Auslandsumsatz des deutschen Mittelstands 2023 nominal um 0,4 Prozent auf 698 Milliarden Euro sank. Preisbereinigt entspricht dies sogar einem Rückgang von 6,5 Prozent.
US-Politik verschärft Unsicherheit
Besondere Besorgnis herrscht unter Mittelständlern mit Verbindungen in die USA. Zwar haben nur rund 16 Prozent der mittelständischen Betriebe dort geschäftliche Aktivitäten, doch von diesen erwarten mehr als 40 Prozent negative Auswirkungen durch die neue US-Handelspolitik. Die Zahlen stammen noch aus der Zeit vor der Ankündigung drastischer Importzölle durch US-Präsident Donald Trump, was die Sorgen weiter verschärfen dürfte.
EU-Binnenmarkt gewinnt an Bedeutung
Mit Blick auf die Absatzmärkte dominierten 2023 Österreich, die Schweiz sowie die Beneluxstaaten. Der britische Markt verlor infolge des Brexits weiter an Bedeutung, ebenso wie die skandinavischen Länder – unter anderem wegen ungünstiger Wechselkurse. Der russische Markt spielt kaum noch eine Rolle: Nur noch 1 Prozent der im Ausland aktiven Unternehmen liefert dorthin, verglichen mit 11 Prozent im Jahr 2016.
Potenzial im europäischen Binnenmarkt
Die Studie unterstreicht, wie wichtig der EU-Binnenmarkt gerade für kleinere und mittlere Unternehmen ist. Die KfW sieht in einem Abbau bestehender Handelshemmnisse innerhalb der EU große Chancen, um das stagnierende Auslandsgeschäft wiederzubeleben. Gleichzeitig fordert sie politische Maßnahmen zur Verbesserung der Standortbedingungen in Deutschland, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Mittelstands langfristig zu sichern.