Shein steht erneut im Zentrum der Kritik: Die Ankündigung, im November 2025 eine erste dauerhafte Filiale im Pariser Kaufhaus BHV Marais zu eröffnen, hat in Frankreich eine breite Debatte ausgelöst. Das traditionsreiche Haus unweit des Rathauses wird damit zum Schauplatz eines symbolträchtigen Kulturkonflikts zwischen Fast Fashion und traditionellem Einzelhandel.
Traditionshaus trifft Online-Gigant
Das BHV Marais, seit 1856 ein Fixpunkt des Pariser Einzelhandels, hatte bereits mit Leerständen und Mieterfluktuation zu kämpfen. Die Ankündigung des Einzugs von Shein, das seine Wurzeln in China hat und inzwischen in Singapur ansässig ist, wurde von vielen als Affront gewertet. Französische Marken wie die Kosmetiklinie Aime kündigten als Reaktion ihren Rückzug aus dem Kaufhaus an. Co-Gründerin Mathilde Lacombe zeigte sich gegenüber französischen Medien „tief schockiert“ über die Kooperation mit dem umstrittenen Modegiganten.
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Proteste und politische Kritik
Auch die Belegschaft des BHV reagierte laut Berichten von Le Monde vehement: Gewerkschaften riefen zu Streiks auf und warnten vor einer „Kurzzeitstrategie“, die das Warenhaus weiter schwächen könnte. Der Verband der französischen Damenmodehersteller FFPAPF warf Shein vor, den Markt mit Wegwerfmode zu überfluten und kleinere Labels zu verdrängen. Unterstützt wird die Kritik auch aus der Politik. Christophe Béchu, ehemaliger Umweltminister, erklärte, die Ansiedlung von Shein widerspreche „den eigenen Überzeugungen“.
Nachhaltigkeitsdebatte flammt erneut auf
Shein steht international wegen seiner Produktionsbedingungen und Umweltbilanz in der Kritik. Die EU untersucht derzeit Risiken im Zusammenhang mit illegalen Produkten des Konzerns. Zudem wurden jüngst gesetzliche Maßnahmen im Rahmen des sogenannten „Fast-Fashion-Gesetz“ beschlossen, um die negativen Folgen der Fast Fashion auf Umwelt und Gesellschaft einzudämmen.
Shein verteidigt Store-Pläne
Shein selbst betont, man wolle mit dem Store Frankreichs Modekultur würdigen. Donald Tang, Executive Chairman des Unternehmens, erklärte, Paris sei der „Geburtsort des modernen Einzelhandels“ und damit ein idealer Standort für den Einstieg in den stationären Handel in Europa.


