Drei von vier Haushalten in Deutschland haben mindestens einen Streamingdienst abonniert. Dennoch steht das Land im internationalen Vergleich eher hinten: Während in Südkorea und Kanada 89 Prozent der Haushalte auf Streaming setzen, sind es hierzulande nur 76 Prozent. Gleichzeitig bleibt das lineare Fernsehen relevant – in jedem zweiten Haushalt (50 Prozent) wird es noch primär genutzt.
Die Daten stammen aus der aktuellen „Digital Household Study“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY, für die weltweit 20.000 Menschen befragt wurden, darunter 1.000 in Deutschland.
Preissteigerungen sorgen für Frust und Kündigungspläne
Ein zentrales Problem für viele Abonnenten sind die steigenden Kosten der Streamingdienste. Mehr als die Hälfte der Befragten (58 Prozent) fühlt sich vom wachsenden Angebot an Plattformen überfordert. Gleichzeitig überlegen 31 Prozent, ihr Abonnement zu kündigen – eine direkte Folge der Preiserhöhungen.
„Das Streaming-Angebot wächst, doch das bedeutet für viele Nutzer steigende Kosten“, erklärt Olaf Riedel, Partner bei EY-Parthenon. „Wer die volle Vielfalt an Serien und Filmen genießen will, muss mittlerweile mehrere Abos abschließen. Gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten belastet das die Haushaltskassen.“
Preis als Hauptkriterium – Inhalte nur zweitrangig
Für die meisten Kunden ist der Preis das wichtigste Kriterium bei der Wahl eines Streamingdienstes. 56 Prozent der Befragten nannten ihn als entscheidenden Faktor. Im Gegensatz dazu spielen originale und exklusive Inhalte für nur 19 Prozent eine wesentliche Rolle. Weitere wichtige Kriterien sind das Vertrauen in die Marke und eine einfache Bedienung der Plattform (jeweils 34 Prozent).
Dr. Marcus Dimpfel, ebenfalls Partner bei EY-Parthenon, sieht darin eine Herausforderung für die Anbieter: „Der Konkurrenzkampf ist härter denn je. Streamingdienste stehen unter immensem Preisdruck. Gleichzeitig investieren auch klassische Fernsehsender in exklusive Inhalte und bringen ihre Formate zunehmend online.“
Kurzvideos als neue Konkurrenz
Neben den etablierten Streamingdiensten und TV-Sendern gewinnen Kurzvideoformate auf Social Media an Bedeutung. Besonders bei jungen Zielgruppen werden sie zunehmend zur Alternative für klassische Serien und Filme.
Um Kunden langfristig zu halten, könnten Streamingdienste verstärkt auf werbefinanzierte Modelle setzen. Laut der EY-Studie wären 38 Prozent der Befragten bereit, Werbung zu akzeptieren, wenn dadurch die Abo-Gebühren sinken. Dagegen würden nur 28 Prozent höhere Preise für eine werbefreie Nutzung akzeptieren.