Retail Media gilt als eine der wachstumsstärksten Werbegattungen der digitalen Wirtschaft – und das aus gutem Grund. Werbung im unmittelbaren Einkaufsumfeld, sei es online, mobil oder im stationären Handel, verbindet Sichtbarkeit mit Konversion. Anders als klassische Medienkanäle, deren Wirkung zunehmend nachlässt, schafft Retail Media eine direkte Verbindung zwischen Markenbotschaft und Kaufentscheidung. Doch mit dem Erfolg steigen auch die operativen Anforderungen.

Die Vielzahl an Formaten, Plattformen und Zielgruppen lässt sich mit herkömmlichen Mitteln kaum noch effizient steuern. Genau an dieser Stelle setzt Künstliche Intelligenz an – nicht als technologische Spielerei, sondern als strategischer Schlüssel zur Skalierung, Personalisierung und Automatisierung. Der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) ordnet in einem Whitepaper die Potenziale entlang der Retail-Media-Wertschöpfungskette ein. 

Künstliche Intelligenz als neues Fundament

KI kann Retail Media auf allen Ebenen optimieren: von der Echtzeit-Zielgruppenanalyse über die dynamische Budgetsteuerung bis hin zur automatisierten Content-Erstellung und präzisen Erfolgsmessung. Dabei schöpft sie vor allem aus First-Party-Daten – einem zentralen Vorteil für Händler und Plattformbetreiber mit direktem Kundenzugang.

Durch den Einsatz intelligenter Systeme entwickelt sich Retail Media zu einem lernenden Ökosystem. Werbekampagnen lassen sich nicht nur schneller und gezielter umsetzen, sondern auch kontinuierlich verbessern. Die Relevanz für den Kunden steigt – ebenso wie die Effizienz für Marken und Händler.

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Deutliche Marktdynamik: KI ist geschäftsrelevant

Die strategische Bedeutung von KI wird durch aktuelle Zahlen gestützt: Bei einer Umfrage unter Branchenexperten im Rahmen des BVDW Retail Media Festivals im Februar 2025 stuften 85 Prozent der Teilnehmenden den Einsatz von KI bereits heute als wichtig oder sehr wichtig für den Geschäftserfolg ein. Besonders großes Potenzial sehen sie in den Bereichen Analyse und Reporting (Ø 4,4 von 5 Punkten), Optimierung (Ø 4,2) und Kampagnenausspielung (Ø 4,1). Auch kreativere Disziplinen wie Content Creation (Ø 4,0) und Kampagnenplanung (Ø 3,6) werden zunehmend mit Hilfe von KI gedacht.

Die Ergebnisse zeigen: KI wird nicht länger nur als Werkzeug zur Effizienzsteigerung verstanden, sondern zunehmend als Impulsgeber für strategische und kreative Prozesse.

Stimmen aus dem Markt: Praxis zeigt vielfältige Anwendung

Die Einsatzfelder von KI in Retail Media sind vielfältig – und sie betreffen die gesamte Wertschöpfungskette. Aus technologischer Sicht eröffnet KI insbesondere im Bereich der programmatischen Werbung neue Möglichkeiten: Automatisierte Gebotsstrategien, dynamische Anzeigenplatzierungen und Echtzeitoptimierung sind heute bereits etabliert und zeigen messbare Effizienzgewinne.

Darüber hinaus wird KI zunehmend zur Unterstützung kreativer Prozesse genutzt. Automatisierte Content-Erstellung, Keyword-Integration und Performance-Vorhersagen sind nur einige Beispiele. In der Mediaplanung ermöglichen KI-Agenten, Budgetverteilungen datenbasiert vorzunehmen und Kampagnen automatisiert zu konfigurieren – auch für kleinere Werbetreibende, die bislang keinen Zugang zu solchen Tools hatten.

Im Bereich der In-Store-Werbung kommt KI-basierte Computer Vision zum Einsatz, um demografische Merkmale von Shoppern zu erfassen und dynamisch passende Werbemittel auszuspielen. Auch kontextbasierte Anpassungen – etwa abhängig vom Wetter, aktuellen Ereignissen oder dem Standort – gehören mittlerweile zum Repertoire. Dabei wird deutlich: KI bringt nicht nur mehr Präzision, sondern auch neue Formen der Personalisierung in die Werbung.

Gleichzeitig warnen Experten vor den Herausforderungen. Gerade bei stark personalisierten Kampagnen sei ein sensibler Umgang mit Nutzerdaten unerlässlich. Auch müsse sichergestellt sein, dass KI-Anwendungen nachvollziehbar bleiben und menschliche Kontrolle erhalten bleibt. Ein transparenter und ethischer Einsatz von KI ist daher nicht nur eine technische, sondern auch eine strategische Anforderung.

Strukturelle Voraussetzungen für den Wandel

Damit Unternehmen das volle Potenzial ausschöpfen können, sind strukturelle Anpassungen notwendig. Technologische Infrastrukturen, klare Datenstrategien und ein tiefes Verständnis der Zielgruppen sind Voraussetzungen für wirksame KI-Anwendungen. Gleichzeitig müssen alte Prozesse, Messstandards und Budgetverteilungen neu gedacht werden. Wer weiterhin mit Silos, manueller Kampagnensteuerung und fragmentierten Daten arbeitet, wird langfristig Wettbewerbsnachteile erleben.

Die Umstellung auf ein KI-gestütztes Retail-Media-Setup erfordert Investitionen – nicht nur in Technologie, sondern auch in Know-how und Organisationsstruktur. Doch der Aufwand lohnt sich: Schon heute zeigt sich, dass Unternehmen mit KI nicht nur effizienter arbeiten, sondern auch mehr Relevanz beim Kunden erzeugen und damit die Grundlage für nachhaltiges Wachstum schaffen.

Fazit: Die Zukunft ist jetzt – und sie ist intelligent

Retail Media ist längst nicht mehr nur ein Abverkaufskanal, sondern ein zentrales Instrument für Markenbildung und datengetriebenes Marketing. Künstliche Intelligenz ist dabei der entscheidende Hebel, um das volle Potenzial auszuschöpfen. Sie sorgt für Skalierbarkeit, Präzision und kontinuierliche Optimierung entlang der gesamten Wertschöpfungskette.

Die zentrale Frage lautet daher nicht mehr, ob Retail Media und KI zusammengehören, sondern wie diese Verbindung schnell, verantwortungsvoll und effizient umgesetzt werden kann. Wer heute handelt, schafft die Grundlagen für ein zukunftsfähiges Marketing – und sichert sich Wettbewerbsvorteile in einem dynamischen Marktumfeld.