Ladendiebstahl ist ein ernstes Problem für den Einzelhandel. Besonders der organisierte und gewerbsmäßige Diebstahl hat in den letzten Jahren erhebliche Verluste verursacht. Im Jahr 2023 stieg das ohnehin hohe Niveau der Diebstähle in Deutschland um weitere 15 Prozent.
Die Inventurdifferenzen sind laut neuester EHI Studie insgesamt um fast 5 Prozent gestiegen und belaufen sich auf 4,8 Milliarden Euro. Davon entfallen 4,1 Milliarden Euro auf Verluste durch Diebstahl von Kunden, Mitarbeitern, Lieferanten und Servicepersonal. Dies entspricht einem volkswirtschaftlichen Schaden von rund 560 Millionen Euro durch entgangene Umsatzsteuer allein durch unehrliche Kunden. Weitere 700 Millionen Euro gehen auf organisatorische Mängel wie falsche Preisauszeichnungen und Erfassungsfehler zurück.
Von den 4,1 Milliarden Euro an Ladendiebstählen sind etwa 2,82 Milliarden Euro auf Kunden zurückzuführen, 910 Millionen Euro auf eigene Mitarbeiter und 370 Millionen Euro auf das Personal von Lieferanten und Servicefirmen. Statistisch gesehen entspricht dies einem jährlichen Warenwert von rund 34 Euro pro Bundesbürger, der nicht bezahlt wird. Anders ausgedrückt passiert jeder 200. Einkaufswagen unbezahlt die Kasse.
Laut Polizeilicher Kriminalstatistik sind Ladendiebstähle um 23,6 Prozent auf insgesamt 426.096 Fälle gestiegen (Vorjahr: 344.669 Fälle). Sowohl einfache als auch schwere Ladendiebstähle haben zugenommen. Letzterer hat mit 27.452 angezeigten Fällen einen Höchststand erreicht. Allerdings wird längst nicht jeder Ladendiebstahl angezeigt. Aus dem durchschnittlichen Schaden aller angezeigten Diebstähle und dem per Inventur festgestellten Warenschwund ergibt sich, dass jährlich etwa 24 Millionen Ladendiebstähle im Wert von je 117 Euro unentdeckt bleiben – rund 100.000 pro Verkaufstag.
Während im Lebensmitteleinzelhandel, bei Drogeriemärkten und im Bekleidungshandel die prozentualen Inventurdifferenzen gestiegen sind, konnten Baumärkte ihr Niveau halten und andere Branchen sogar überwiegend reduzieren.
„Die Zunahme der Diebstähle im Jahr 2022 stellte noch eine Rückkehr zur ‚Normalität‘ der Vor-Corona-Zeit dar. Nun ist aber ein Wendepunkt erreicht, an dem die Zunahme der Ladendiebstähle eine besondere Dimension annimmt und besondere Aufmerksamkeit erfordert“, erklärt Frank Horst, Studienautor und Experte für Inventurdifferenzen beim EHI.