Italien will mit einer neuen Abgabe auf chinesische Fast-Fashion-Plattformen wie Temu und Shein gegen den Import extrem günstiger Kleidung vorgehen. Wie Reuters berichtet, soll die Maßnahme die nationale Modeindustrie vor unlauterem Wettbewerb schützen und gleichzeitig sicherstellen, dass Umwelt- und Sozialstandards entlang der Lieferkette eingehalten werden.
Angriff auf das „Ultra-Fast-Fashion“-Modell
Industrie- und Wirtschaftsminister der italienischen Regierung äußerten sich besorgt über die wachsende Marktpräsenz chinesischer Plattformen, deren Geschäftsmodell auf dem Direktversand billiger Produkte aus Asien basiert. „Wir werden eine Maßnahme gegen das Phänomen Ultra-Fast-Fashion präsentieren – eine Invasion von Billigprodukten, die unsere Produzenten schädigt und Verbraucher gefährdet“, sagte Italiens Industrieminister Adolfo Urso nach einem Treffen mit Branchenvertretern in Rom.
Laut Regierungskreisen sollen die neuen Abgaben gezielt auf Online-Plattformen wie Temu, Shein und Amazon Haul abzielen. Letztere ist erst kürzlich mit demselben Geschäftsmodell in den italienischen Markt eingetreten.
Gewinnen in der Plattform-Ökonomie
EU-Richtlinie als Grundlage
Rom plant, eine EU-weite Richtlinie zur sogenannten „Extended Producer Responsibility“ (EPR) als rechtliche Grundlage zu nutzen. Hersteller sollen demnach die Kosten für Sammlung, Sortierung und Recycling ihrer Produkte tragen, sobald diese zu Abfall werden. Damit will man auch ökologischen Risiken der Wegwerfmode entgegenwirken.
Chinas Reaktion auf US-Zölle im Fokus
Neben dem wirtschaftlichen Druck durch günstige Preise sorgen sich EU-Staaten zunehmend um eine Verlagerung chinesischer Exporte vom US-Markt nach Europa. „Wir sind Opfer der Schurken der Globalisierung“, erklärte Wirtschaftsminister Giancarlo Giorgetti und spielte damit auf Chinas aggressive Handelsstrategie an.
Made in Italy soll gestärkt werden
Neben dem Schutz vor ausländischer Billigkonkurrenz plant die Regierung zusätzliche Maßnahmen zur Überwachung der inländischen Lieferketten. In der Vergangenheit waren mehrfach italienische Luxusmarken ins Visier der Justiz geraten, weil sie angeblich die Arbeitsbedingungen in ihren Zulieferbetrieben unzureichend kontrollierten.