Shein und Temu reagieren auf neue US-Zölle mit einer deutlichen Verlagerung ihrer Marketingausgaben nach Europa und Brasilien. Laut exklusiven Daten von Sensor Tower, die der Nachrichtenagentur Reuters vorliegen, erhöhten beide chinesisch geprägten Plattformen im April massiv ihre digitalen Werbebudgets in Frankreich und dem Vereinigten Königreich. Die Maßnahmen erfolgen vor dem Hintergrund der Abschaffung der sogenannten de minimis-Regelung durch die US-Regierung, die bislang zollfreien Import kleiner Warensendungen ermöglichte.
Rückzug aus den USA wegen Zollschraube
Infolge der von Präsident Trump initiierten Handelsbeschränkungen für chinesische Billigimporte haben sowohl Shein als auch Temu ihre Werbeaktivitäten in den USA im April spürbar zurückgefahren. Beide Unternehmen erhöhen gleichzeitig ihre Verkaufspreise, was sich negativ auf die Gewinnspannen auswirken dürfte. Temu hatte letzte Woche sogar alle Artikel, die nicht in Lagern in den USA sind, für die amerikanischen Kunden von der Website entfernt.
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Europa als neuer Wachstumsschwerpunkt
In Großbritannien und Frankreich steigerten Shein und Temu ihre Werbeausgaben im Monatsvergleich um bis zu 40 Prozent. Im Jahresvergleich legte Temu in Frankreich laut den Daten sogar um 115 Prozent zu, Shein verdoppelte sein Budget im Vereinigten Königreich. Laut Sensor Tower konnte Shein im UK die Zahl der App-Downloads um 25 Prozent steigern, Temu sogar mehr als verdoppeln. Die tägliche Nutzung der Apps stieg allerdings nur leicht: bei Shein um 5 Prozent, bei Temu um 10 Prozent.
Expansion nach Brasilien verschärft Wettbewerb
Parallel zu Europa intensivieren beide Anbieter ihre Marketingaktivitäten in Brasilien. Shein investierte im April 140 Prozent mehr in Werbung als im Vorjahr, um der Expansion Temus in den Markt entgegenzuwirken. Temus Werbevolumen war dort im Vergleich zum Vorjahresmonat sogar 800-mal höher – ein Indiz dafür, dass sich die aggressive Markteintrittsstrategie aus den USA nun in Lateinamerika wiederholt.