Der Fast-Fashion-Gigant SHEIN hat nach Berichten von Reuters – jetzt doch – die Anmeldung für einen Börsengang (IPO) in London eingereicht. Erst Ende letzter Woche waren Gerüchte laut geworden, dass China den IPO nicht genehmigen und stattdessen ein Börsengang in Hongkong will. Grund sei die im Zuge des Börsengangs anhaltende Kritik aus der Londoner Politik und Finanzwelt.
SHEIN sah sich zunächst in den USA mit Vorwürfen der Zwangsarbeit konfrontiert, was zu intensiver Überprüfung durch Regulierungsbehörden und Menschenrechtsorganisationen führte. Zudem gab es Bedenken hinsichtlich der Nutzung einer US-Steuergesetz-Ausnahme, was das Geschäftsgebaren des Unternehmens weiter unter die Lupe nahm. Trotz mehrmaliger Versuche, Mitglied der National Retail Federation (NRF) zu werden, wurde SHEIN bisher stets abgelehnt, was auf größere Bedenken hinsichtlich der Geschäftspraktiken und des Rufs des Unternehmens hinweist.
Die Londoner Börse wiederum ist bekannt für ihre vielfältigen Listungen und könnte SHEIN ein „freundlicheres“ Umfeld für seinen Börsengang bieten. Ein Londoner IPO könnte es SHEIN ermöglichen, Zugang zu den globalen Kapitalmärkten zu erhalten und gleichzeitig einer weniger intensiven Prüfung ausgesetzt zu sein als in den USA. Das Unternehmen könnte mit bis zu 65 Millionen US-Dollar Marktkapitalisierung gelistet werden.
SHEIN selbst betont immer wieder, durch den Börsengang nicht Kapital beschaffen zu wollen. Laut Donald Tang, Executive Chairman von Shein, geht es dem Unternehmen vielmehr um Transparenz. „Die meisten Unternehmen streben einen Börsengang aus Liquiditätsgründen an. Wir wollen an die Börse gehen, um Prüfung und öffentliche Sorgfalt zu begrüßen“, so Tang.
Sollte SHEIN nun den Schritt zur Notierung in Großbritannien wagen, könnte dies sogar unter einer neuen Regierung geschehen. Meinungsumfragen zufolge wird erwartet, dass die Labour Party unter Keir Starmer die Wahlen am 4. Juli gewinnt und damit die langjährige Regierung der Konservativen beendet.