Die geopolitischen Spannungen im Nahen Osten lassen die Frachtraten für Containerschiffe auf ein Rekordhoch steigen. Laut einer aktuellen Studie des Kreditversicherers Allianz Trade sind die Preise für Containertransporte auf den höchsten Stand seit August 2022 geklettert.
Der Hauptgrund für diesen Anstieg sind die Angriffe der Huthi-Rebellen auf Schiffe im Roten Meer, was zu erheblichen Störungen in den globalen Lieferketten führt. Auch Deutschland beteiligt sich deshalb an einer EU-Mission und hat zuletzt die Fregatte Hamburg ins Rote Meer entsendet.
Maria Latorre, Branchenexpertin bei Allianz Trade, erläutert: „Die Transitzeiten verlängern sich erheblich durch die Umwege der Schiffe um Afrika herum. Dadurch sind Lieferketten und -zeiten gestört, Häfen teilweise überlastet und Schiffe weit im Voraus ausgebucht.“ Die steigende Nachfrage und eine leichte Erholung des Welthandels tragen nur zu etwa 15 % des Anstiegs bei.
Seit Mai dieses Jahres sind die Frachtraten stark angestiegen. Durchschnittliche Preise für einen Vierzigfuß-Container haben sich mit 5.901 US-Dollar seit Jahresbeginn mehr als verdoppelt und im Vergleich zum Vorjahr fast vervierfacht. Vor allem europäische Unternehmen, die stark von Asien abhängig sind, spüren die Auswirkungen dieser Preissteigerungen. „40 % der EU-Importe kommen aus Asien und fast ein Viertel aus China“, betont Latorre. „Die Abhängigkeit ist weiter gestiegen, was die Auswirkungen der steigenden Frachtraten verstärkt.“
Dies betrifft auch in zahlreichen Varianten den Einzelhandel hierzulande. Große Einzelhandelsketten beziehen massiv Ware aus China und auch im E-Commerce wird viel Ware, die auf Marktplätzen wie Amazon oder Kaufland verkauft, aus China importiert.
Container-Reedereien profitieren hingegen von der aktuellen Lage. Ihre Ertragsaussichten haben sich in den letzten Monaten erheblich verbessert. „Zusammen mit dem Hotelgewerbe ist die Schifffahrt der Sektor mit den höchsten Gewinnkorrekturen nach oben in diesem Jahr“, so Latorre.
Trotz der gesunkenen Ölpreise bleiben die Gesamtkosten für die Betankung der Schiffe hoch, da längere Transportwege zur Umgehung des Suezkanals nötig sind. Latorre sieht keine schnelle Entspannung der Situation: „Solange die Spannungen im Nahen Osten andauern, bleiben die Frachtraten weit über dem normalen Niveau.“