Nach zwei verlustreichen Jahren kehrt die Otto Group im Geschäftsjahr 2024/25 zurück in die Gewinnzone. Bei einem stabilen Umsatz von knapp 15 Mrd. Euro erzielt der Konzern ein deutlich positives EBIT von 276 Mio. Euro (Vorjahr: 8 Mio. Euro) und steigert auch EBITDA sowie EBT erheblich. Vorstandschefin Petra Scharner-Wolff kündigt einen strategischen Kurswechsel an, der profitables Wachstum, technologische Innovationskraft und stärkere Kundenzentrierung in den Mittelpunkt stellt.
Solide Bilanz: Profitabilität im Fokus
Die Otto Group verfolgt seit 2023/24 konsequent das Ziel, Umsatzstabilität mit verbesserter Ertragskraft zu verbinden – mit Erfolg: Das EBITDA stieg im abgelaufenen Geschäftsjahr auf 916 Mio. Euro (Vorjahr: 741 Mio. Euro), das EBT lag bei 311 Mio. Euro gegenüber -353 Mio. Euro zuvor. Der Jahresüberschuss belief sich auf 165 Mio. Euro. Parallel wurde die Netto-Finanzverschuldung um 579 Mio. Euro gesenkt, die Eigenkapitalquote stieg von 34 auf 36 Prozent. Damit konnte der dynamische Verschuldungsgrad auf 1,3 reduziert werden. Die wirtschaftliche Resilienz des Konzerns ist gestärkt.
Segmentanalyse: Plattformgeschäft als Wachstumstreiber
Die Segmente der Otto Group entwickelten sich unterschiedlich. Besonders stark war die Performance im Bereich Plattformen. OTTO und About You steigerten ihre IFRS-Umsätze um 4,7 Prozent auf über 6,5 Mrd. Euro. Allein OTTO legte nach IFRS um 5 Prozent auf 4,4 Mrd. Euro zu. Noch deutlicher zeigt sich das Wachstum im Gross Merchandise Value (GMV): Er stieg um rund 9 Prozent auf über 7 Mrd. Euro. OTTO gewann zudem Marktanteile und verzeichnete 12,2 Millionen aktive Kunden (+4 Prozent).
About You, weiterhin Teil der Otto Group, erhöhte den Umsatz um 3,6 Prozent auf 2 Mrd. Euro. Damit bestätigte das Unternehmen seine Prognose und bleibt trotz des schwierigen Umfelds auf Kurs.
Heterogenes Bild bei Markenkonzepten und Händlern
Im Segment Markenkonzepte mit Bonprix, Crate and Barrel und der Witt-Gruppe gingen die Umsätze um 3,3 Prozent auf 5,1 Mrd. Euro zurück. Verantwortlich war vor allem die Schwäche des US-Geschäfts unter der Marke Venus. Während Crate and Barrel nahezu stabile Umsätze erzielte (-1 %), konnte die Witt-Gruppe um 5,1 Prozent zulegen. Besonders hervorzuheben ist das Rekordergebnis von Crate and Barrel, das maßgeblich zum positiven EBIT des Segments beitrug.
Das Segment Händler (u. a. Baur, Limango, Manufactum) verzeichnete auf vergleichbarer Basis einen Umsatzrückgang um 4 Prozent auf 1,7 Mrd. Euro. Die Aufgabe der defizitären Geschäfte von Mytoys und Unigro im Vorjahr trug dazu bei. Limango hingegen konnte den Umsatz weiter steigern.
Wachstum bei Services und Finanzdienstleistungen
Das Segment Services (u. a. Otto International, Logistikdienstleister) steigerte den Umsatz um 12 Prozent auf 419 Mio. Euro. Die positive Entwicklung ist auf gestiegene Paketvolumina im E-Commerce und eine höhere Auftragslage bei Otto International zurückzuführen. Die Erlöse aus dem Hermes-Geschäft sind seit 2020/21 nicht mehr im Konzernabschluss enthalten.
Finanzdienstleistungen – geprägt durch die EOS Gruppe – entwickelten sich erneut sehr positiv. Die Umsätze stiegen um 5,8 Prozent auf knapp 1,1 Mrd. Euro. Das Segment bleibt ein hochprofitabler Pfeiler des Konzerns.
Strategiewechsel: Fokus auf Kernmarken und Innovation
Petra Scharner-Wolff kündigte auf der Bilanzpressekonferenz eine neue strategische Agenda an. Sie ersetzt die bisherige Wachstumsstrategie und zielt darauf, die Zukunftsfähigkeit des Konzerns nachhaltig zu sichern. Die Otto Group will ihr Portfolio fokussieren, Kundenzentrierung und Differenzierung stärken sowie erfolgreiche Marken wie OTTO, Crate and Barrel und EOS gezielt skalieren. Zugleich sollen das internationale Geschäft in Europa und Nordamerika ausgebaut und profitable Geschäftsmodelle konsequent weiterentwickelt werden.
Technologische Stärke als Wettbewerbsfaktor
Ein zentraler Bestandteil der Neuausrichtung ist der technologische Ausbau. Im Geschäftsjahr 2024/25 investierte die Otto Group in neue Logistikzentren – darunter ein hochmodernes Lager in Altenkunstadt und ein Distributionszentrum im polnischen Iłowa. Besonders stark treibt der Konzern den Einsatz generativer KI voran. OTTO nutzt über 70 KI-Produkte in nahezu allen Wertströmen, von der Kundenansprache bis zur Logistiksteuerung. Damit gilt der Konzern als Taktgeber im deutschen Handel.
Die technologische Gesamtverantwortung übernimmt künftig Mahbobeh Sabetnia. Die neue Vorständin für Technologie und Retail bringt umfassende Erfahrung in digitaler Transformation und datengetriebenem Management mit. Sie soll die Innovationskraft der Otto Group strategisch stärken.
Ausblick: Weitere Effizienzsteigerung trotz Unsicherheit
Für das laufende Geschäftsjahr 2025/26 bleibt das Umfeld aufgrund geopolitischer Spannungen und schwacher Konsumstimmung schwierig. Dennoch plant die Otto Group, die Profitabilität weiter zu steigern und die Umsätze auf vergleichbarer Basis zu stabilisieren. Die Jahre 2026 und 2027 werden laut Vorstand Übergangsjahre der Konsolidierung sein. Ziel bleibt, die finanzielle Unabhängigkeit zu erhöhen und Investitionen aus eigener Kraft zu finanzieren.
Petra Scharner-Wolff sieht die Otto Group gut gerüstet: „Wir verfolgen eine werteorientierte Strategie und investieren gezielt in Technologie, um unsere Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Unsere Ausrichtung auf Qualität, Kundennähe und nachhaltige Geschäftsmodelle wird uns mittel- und langfristig stärken.“