Shein soll im ersten Quartal 2025 einen Umsatz von fast 10 Milliarden US-Dollar (rund 9,2 Milliarden Euro) erzielt und dabei mehr als 400 Millionen Dollar (rund 370 Millionen Euro) Nettogewinn erwirtschaftet haben. Das berichtet Bloomberg unter Berufung auf informierte Kreise. Die Gewinnmarge lag bei etwa 5 Prozent. Der Fast-Fashion-Händler profitierte damit offenbar von einer Vorzieheffekt-Welle durch angekündigte neue US-Zölle.
Kunden stocken vor Zöllen ihre Einkäufe auf
Shein hatte im ersten Quartal ein Zeitfenster, in dem Bestellungen noch nicht unter die neuen Importregeln der USA fielen. Dies führte zu einem Kaufrausch bei US-Kunden, die befürchteten, dass Produkte nach Inkrafttreten der Zölle deutlich teurer werden würden. Hintergrund ist die Reform der sogenannten De-minimis-Regel, die in neuer Form ab Mai 2025 in Kraft trat. Demnach sind direkte Sendungen aus dem Ausland nun stärker zollpflichtig.
Das Ergebnis: Ein kurzzeitiger Anstieg der Nachfrage, wie ihn Ökonomen bereits in vergleichbaren Szenarien bei bevorstehenden Zolländerungen beobachtet haben. Gleichzeitig zeigt der Rückgang der täglichen aktiven Nutzer nach den Ankündigungen, dass der Boom wohl nicht nachhaltig war.
Gewinnen in der Plattform-Ökonomie
Geschäftsmodell unter Druck
Shein wurde 2008 in China gegründet und hat heute seinen Hauptsitz in Singapur. Das Unternehmen dominiert rund die Hälfte des US-Marktes für Fast Fashion und setzt dabei auf ein Geschäftsmodell, das auf direkten Kleinsendungen aus asiatischen Produktionsstätten basiert. Dieses Modell gerät nun ins Wanken: Neue US-Zölle von bis zu 145 Prozent, oder pauschale Sätze pro Produkt, machen den Direktversand zunehmend unattraktiv.
Als Reaktion verlagert Shein Teile seiner Produktion nach Vietnam und Kambodscha. Doch auch das dürfte nur eine temporäre Lösung sein. Denn ab dem 29. August 2025 gilt ein neuer US-Erlass, wonach die Zollbefreiung für alle Herkunftsländer entfällt – auch für jene, die bislang von der Auslagerung profitierten.
IPO weiterhin unsicher
Shein hat zwar vertraulich einen Börsengang in Hongkong beantragt, doch die Genehmigung durch chinesische Behörden steht noch aus. Ursprünglich wollte das Unternehmen in den USA an die Börse gehen, sah sich dort jedoch wachsender Kritik wegen seiner Lieferkettenpraktiken und Arbeitsbedingungen ausgesetzt.



