Update 26.08.2024: Der Artikel wurde um ein Statement eines Temu-Sprechers ergänzt.
Der Konflikt zwischen den chinesischen Fast-Fashion-Giganten Shein und Temu erreicht eine neue Eskalationsstufe. In einer letzten Wochen eingereichten Klage vor einem Bundesgericht in Washington D.C. beschuldigt Shein seinen Konkurrenten Temu, Designs zu stehlen und mithilfe von Produktfälschungen einen unfairen Wettbewerbsvorteil zu erzielen.
Laut CBNC beschuldigt Shein den Marktplatz, Designs systematisch zu kopieren und durch Produktfälschungen sowie Verstöße gegen geistiges Eigentum ein Geschäftsmodell aufzubauen. Das Unternehmen behauptet, Temu täusche vor, ein legitimer Online-Marktplatz zu sein, indem es seine Verkäufer dazu ermutige, Designs anderer Marken zu stehlen. Zudem würden diese Verkäufer daran gehindert, Produkte selbst dann von der Plattform zu entfernen, wenn ein Verstoß bereits eingestanden wurde.
Darüber hinaus behauptet Shein, dass Temu mit jedem Verkauf Verluste einfährt und diese durch Markenverletzungen kompensiere. Das Geschäftsmodell von Temu basiere darauf, seine Verkäufer anzuleiten, gefälschte oder minderwertige Waren zu extrem niedrigen Preisen anzubieten, die unter anderem durch Subventionen seitens Temu ermöglicht werden.
Zusätzlich zu den Urheberrechtsvorwürfen wirft Shein Temu den Diebstahl von Geschäftsgeheimnissen und irreführende Werbung vor. Einem Temu-Mitarbeiter wird vorgeworfen, vertrauliche Informationen über Sheins Bestseller und interne Preisstrategien gestohlen zu haben. Diese Informationen sollen genutzt worden sein, um Temus Verkäufern zu ermöglichen, Nachahmungen der erfolgreichen Shein-Produkte anzubieten.
Ein weiterer Vorwurf betrifft die gezielte Irreführung von Kunden. So soll Temu auf der Social-Media-Plattform X und über Google-Anzeigen bewusst den Eindruck erweckt haben, mit Shein verbunden zu sein, um Kunden auf die eigene Plattform umzuleiten. Laut Klage schaltete Temu Google-Anzeigen, in denen Shein im Titel erwähnt wurde, während die angezeigte URL jedoch auf Temu verwies. Zudem wurden angeblich Influencer dafür bezahlt, fälschlicherweise zu behaupten, dass die Produkte von Temu günstiger und qualitativ besser seien als die von Shein.
In der Klage führt Shein über ein Dutzend Beispiele an, bei denen Temu angeblich Designs kopiert hat. Das Unternehmen fordert vom Gericht ein Urteil, das Temu untersagt, weiterhin vertrauliche Informationen von Shein zu verwenden, und weitere Maßnahmen zum Schutz seiner Interessen.
Die Auseinandersetzung zwischen den beiden Unternehmen hat in den letzten Jahren deutlich an Schärfe gewonnen. Beide Anbieter stehen unter erheblichem öffentlichen Druck wegen ihrer Arbeitsbedingungen, ihrer Verbindungen zur chinesischen Regierung und der wiederholten Vorwürfe von Design- und Markenrechtsverletzungen. Bereits im vergangenen Jahr hatte Temu seinerseits eine Klage gegen Shein eingereicht, in der es um Exklusivitätsvereinbarungen und Einschüchterungen von Lieferanten ging.
Temu widerspricht der Darstellung. In einem RETAIL-NEWS vorliegenden Statement erklärt ein Temu-Sprecher: “Diese Dreistigkeit ist unfassbar, da Shein selbst unter einem Berg von Urheberrechtsklagen begraben liegt. Jetzt besitzen sie auch noch die Frechheit, Anschuldigungen über ein Fehlverhalten anderer zu erfinden, für das sie selbst wiederholt verklagt wurden.”
