Im Schatten des trotz der Fristverlängerung weiterhin drohenden TikTok-Verbots in den USA haben die Plattformen X (ehemals Twitter), Bluesky und Instagram eigene Neuerungen im Videobereich vorgestellt. Dies Updates zielen augenscheinlich darauf ab, TikToks dominierende Position bei jungen Nutzern zu untergraben und neue Zielgruppen zu erreichen.
X und Bluesky bieten neue Videos-Feeds
In den USA bietet X seinen Nutzern nun einen speziellen Video-Feed, der über einen neuen Play-Button in der Menüleiste der App aufgerufen werden kann. Das Format erinnert stark an TikTok: Über einen scrollbaren Zeitstrahl können Nutzer kontinuierlich Videos konsumieren. Diese Funktion scheint ein klarer Schritt in Richtung Videofokus zu sein – und zugleich eine Antwort auf die Unsicherheiten rund um TikToks Zukunft in den USA.
Bluesky, die dezentralisierte Alternative zu X, geht einen etwas anderen Weg: Die Plattform führt individuell anpassbare Video-Feeds ein. Nutzer können diese Feeds nach ihren Vorlieben gestalten und direkt an ihre Startseite heften.
Hintergrund der aktuellen Entwicklungen ist die weiterhin unklare Zukunft von TikTok in den USA. Die chinesische Muttergesellschaft ByteDance hat sich bislang geweigert, die US-Aktivitäten von TikTok an ein amerikanisches Unternehmen zu verkaufen, wie es von der US-Regierung gefordert wird. Sollte keine Einigung erzielt werden, könnte TikTok nach Trumps Fristverlängerung vollständig eingestellt werden. Diese Unsicherheiten bieten Raum für neue Marktchancen, die X und Bluesky nun strategisch nutzen.
Instagram launcht „Edits“-App für Video-Creator
Auch Meta will von der TikTok-Krise profitieren. Instagram hat mit „Edits“ eine neue Video-Editing-App angekündigt. Die App richtet sich gezielt an Smartphone-Videomacher und bietet umfangreiche Bearbeitungstools, einen Inspirations-Tab, die Möglichkeit, Entwürfe zu teilen, sowie einen Export direkt zu Instagram Reels.
Die App, die zunächst in den USA verfügbar sein wird, soll ab Februar für iOS erscheinen. Instagram-Chef Adam Mosseri stellte „Edits“ auf Threads vor und erklärte, dass die Anwendung in Zusammenarbeit mit ausgewählten Content-Creatorn entwickelt wurde. Details zu einer möglichen Android-Version oder einem internationalen Rollout wurden bisher nicht bekannt gegeben.
Konkurrenz-Apps stürmen die US-App-Charts
Während des eintägigen Banns in den USA schossen Apps wie RedNote, Likee, Clapper und Flip in die Download-Charts und sichern sich auch nach der TikTok-Rückkehr Top-Positionen.
Die chinesische App RedNote, auch bekannt als Xiaohongshu, wurde letzte Woche zur meistgeladenen App in den USA. Allein im Januar verzeichnete RedNote lauf Techcrunch 818.000 neue Installationen auf iOS und Android. RedNote, bekannt für kurze Videos und Social-Commerce-Elemente, hat durch die TikTok-Nutzer einen starken Zuwachs erfahren. Die Plattform gilt für viele TikTok-Fans als bessere Alternative zu Instagram Reels.
Weitere Apps wie Likee und Clapper profitierten ebenfalls stark von TikToks vorübergehendem Ausfall. Likee erreichte Platz 2 der Download-Charts in den USA und verzeichnete im Januar bereits 283.000 neue Installationen. Clapper, das sich an eine Zielgruppe ab 17 Jahren richtet, schaffte es mit einem Wachstum von über 1.000 % auf Platz 4 der Charts. Auch Flip, eine Plattform mit Fokus auf Social Commerce, konnte allein im Januar 580.000 neue Nutzer gewinnen. Auffällig ist dabei, dass Flip massiv Werbung auf TikTok schaltete, um seinen Erfolg zu verstärken.
Fazit: Verschiebung im Videomarkt
Obwohl TikTok inzwischen wieder online ist, bleibt die App in den Stores vorerst nicht zum Download verfügbar. Solange sich diese Situation nicht ändert, könnten Alternativen wie RedNote und Likee ihre neu gewonnenen Nutzer langfristig halten.
Die weiteren Entwicklungen zeigen, dass Plattformen wie X, Bluesky und Instagram die ungewisse Zukunft TikToks als Chance begreifen, um neue Nutzer zu gewinnen. Ob sie TikTok ersetzen können oder lediglich dessen Funktionen imitieren, bleibt jedoch abzuwarten.