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Amazon startet eine Händlerbefragung zu den Folgen der neuen US-Zölle unter Präsident Trump. Besonders kleine Anbieter spüren den Druck steigender Importkosten aus China. Auch Direktimporte Amazons selbst sind betroffen. CEO Jassy rechnet mit Preissteigerungen.
Amazon hat Medienberichten nach begonnen, US-Händler aktiv zu den Auswirkungen der neuen Zollpolitik von Präsident Donald Trump zu befragen. In einer E-Mail, die CBNC einsehen konnte, bittet das Unternehmen insbesondere um Informationen zu Veränderungen bei Beschaffung, Preisgestaltung, Logistik und Versandplänen.
Die Nachricht stammt aus dem Bereich „Seller Relations“ und wurde vergangene Woche an ausgewählte Händler verschickt. Darin heißt es, man wolle „eine Diskussion über die aktuelle Zolllage in den USA eröffnen und verstehen, wie diese unsere Geschäfte beeinflusst“. Laut Amazon sei es entscheidend, aktuelle Erfahrungen und Strategien zu teilen. Die Plattform will sich offenbar ein genaues Bild davon machen, wie stark Händler unter den veränderten Importbedingungen leiden – und wie sie damit umgehen.
Hintergrund der Aktion ist eine im April unterzeichnete, weitreichende Zollverordnung, die kurz darauf wieder angepasst wurde. Während zunächst ein komplexes Maßnahmenpaket geplant war, gelten nun pauschale 10 Prozent für fast alle Handelspartner – mit Ausnahme Chinas. Für chinesische Importe gelten weiterhin teils drastische Zölle von bis zu 145 Prozent. Bereits im Februar und März wurden zusätzliche Gebühren im Zusammenhang mit dem Fentanyl-Handel eingeführt.
Die Konsequenzen sind vor allem für kleine und mittlere Drittanbieter auf Amazon erheblich. Rund 60 Prozent der auf der Plattform verkauften Artikel stammen von diesen Händlern – viele davon lassen ihre Waren in China produzieren. Einige Händler erklärten gegenüber CNBC, sie wollten ihre Preise trotz höherer Kosten zunächst stabil halten, um konkurrenzfähig zu bleiben. Sollte sich an der Zollpolitik jedoch nichts ändern, sei die Geschäftsgrundlage gefährdet.
Nicht nur Drittanbieter spüren die neuen Hürden. Auch Amazons Eigenmarkengeschäft ist betroffen: Laut Brancheninsidern wurden zuletzt Direktimporte aus China storniert – sogar für Produkte, die bereits an Häfen zur Abholung bereitstanden. Besonders betroffen seien Anbieter von Haushaltswaren und Küchenartikeln sowie das Angebot der Billig-Plattform Haul.
Amazon-Chef Andy Jassy äußerte sich vergangene Woche ebenfalls zu dem Thema. In einem Interview mit CNBC sagte er, dass viele Händler keine ausreichenden Margen hätten, um die Zölle intern abzufedern. In der Folge könnten höhere Preise auf die Kunden zukommen.
Angesichts der Unsicherheit an den Märkten und der Schwankungen bei Aktien und Anleihen versucht Amazon offenbar, mögliche langfristige Auswirkungen auf das eigene Geschäftsmodell frühzeitig zu erkennen – und gemeinsam mit den Händlern Lösungen zu finden.
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