Die chinesische E-Commerce-Plattform Temu hat ihre US-Version – zumindest vorübergehend – drastisch umgestellt: Seit Anfang dieser Woche werden amerikanischen Kunden nur noch Produkte angezeigt, die bereits in den USA gelagert sind, was direkt auf den Produktlisten durch einen grünen Local-Batch am Artikelbild ersichtlich ist.

Zusätzlich findest sich ein prominenter Hinweis, der die Kunden informiert, dass auf alle Artikel keine Importgebühren fällig sind. Produkte, die direkt aus China geliefert würden, sind nicht mehr sichtbar. Der Schritt erfolgte kurz vor dem Inkrafttreten neuer Importzölle der US-Regierung unter Donald Trump, mit denen nicht nur die Zölle aus China eskaliert sind, sondern die bislang bestehende Zollfreigrenze für kleinere Auslandslieferungen abgeschafft wird.

Zollschlupfloch seit heute beendet
Konkret geht es um das sogenannte „de minimis“-Prinzip: Bisher durften US-Kunden Waren im Wert von bis zu 800 US-Dollar (etwa 750 Euro) aus dem Ausland bestellen, ohne Importzölle zahlen zu müssen. Diese Regelung entfällt ab heute, dem 2. Mai 2025, für Waren aus China – eine Maßnahme, die Trump kurz nach Amtsantritt im Februar per Dekret durchsetzte.
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Neue Logistikstrategie im Test
Temu experimentiert derzeit mit alternativen Liefermodellen, um flexibel auf die neuen Rahmenbedingungen reagieren zu können. Bereits im Vorfeld der Zolländerungen hatte der Konzern begonnen, mehr Waren in US-Lagern zu bevorraten und Logistikprozesse stärker an Amazon anzulehnen.
Ein neues Versandprogramm namens „Y2“, das Ende April gestartet wurde, soll es chinesischen Anbietern ermöglichen, einzelne Bestellungen selbst in die USA zu verschicken. Allerdings liegt die Verantwortung für Zollabwicklung und Risiken künftig bei den Verkäufern, nicht mehr bei Temu.
Keine Preissteigerung für US-Kunden
Laut Unternehmensangaben sollen die Preise für US-Kunden trotz des Strategiewechsels stabil bleiben, was allerdings durch zahlreiche Gegenbeispiele die letzten Tag widerlegt wurde. Temu betonte dennoch, dass der Übergang bereits erfolgt sei und keine Verzögerungen oder Zusatzkosten für Käufer entstünden. Parallel dazu habe man begonnen, gezielt lokale Partner zu rekrutieren, um das Angebot auf der Plattform zu erweitern und neue Vertriebsmöglichkeiten für amerikanische Händler zu schaffen.
Konkurrenz unter Anpassungsdruck
Auch Wettbewerber wie Shein stehen durch das Ende der De-minimis-Regel unter Druck, ihre Logistik- und Lieferkettenmodelle anzupassen. Der Schritt von Temu könnte in der Branche Signalwirkung entfalten und die Lokalisierung von E-Commerce-Strukturen in den USA beschleunigen.