Der chinesische Fast-Fashion-Gigant Shein wird sich zukünftig strengerer EU-Regulatorik stellen müssen, nachdem eine signifikante Nutzerbasis in der Europäischen Union erreicht wurde. Im Rahmen des Digital Services Act (DSA), der Unternehmen mit mehr als 45 Millionen Nutzern als sehr große Online-Plattform (sogenannte VLOPs = Very Large Online-Plattforms) klassifiziert, wird von Shein erwartet, intensivere Maßnahmen gegen illegale Inhalte, schädliches Verhalten und gefälschte Produkte auf der Plattform zu ergreifen. Diese neue Hürde geschieht zu einem Zeitpunkt, an dem Shein eine massive Expansion in die EU verzeichnet und einen Mega-Börsengang anstrebt.
Mit durchschnittlich 108 Millionen monatlich aktiven Nutzern in den EU-Mitgliedsstaaten seit ihrem Markteintritt in der EU im August letzten Jahr übersteigt Shein deutlich die Schwelle für die VLOP-Klassifizierung des Digital Services Act. Die Europäische Kommission hat nach Reuters-Informationen bestätigt, dass ein Kontakt mit Shein besteht, um die Einstufung unter die DSA-Regelungen und deren unmittelbaren Auswirkungen im Dialog zu diskutieren. Zeitangaben hierzu wurde nicht genannt.
Die Einordnung unter den DSA markiert einen durchaus wichtigen Wendepunkt für Shein, da die Einhaltung dieser Vorschriften zusätzliche Anforderungen an die Überwachung und Kontrolle ihres Angebots stellt. Dies könnte insbesondere die Pläne für ihren Börsengang beeinflussen, der nicht nur die Zustimmung von Peking erfordert, sondern auch einer strengen Prüfung durch US-Regulierungsbehörden unterliegen wird. Jüngsten Informationen zufolge steht neu ein IPO an der Londoner Börse im Raum – doch auch hier steht schein vor zusätzlichen regulatorischen Anforderungen, die aktuell noch nicht erfüllt sind.
Mit der Einführung des Digital Services Act (DSA) und des bald wirksamen Digital Markets Act (DMA) leitet die Europäische Union eine neue Phase in der Regulierung des digitalen Raumes ein, mit dem Ziel, ein faireres, offeneres und sichereres digitales Umfeld zu schaffen. Der DSA, der bereits seit dem 17. Februar in Kraft ist, zielt darauf ab, Online-Plattformen wie Marktplätze, soziale Medien und Kommunikationsforen stärker in die Verantwortung zu nehmen. Sie sollen transparente Mechanismen zur Meldung und Entfernung illegaler Inhalte einführen, ihre Algorithmen offenlegen und so die Verbreitung von Desinformation und schädlichen Inhalten bekämpfen. Diese Regelungen gelten für alle Unternehmen ab einer bestimmten Größe und betreffen nicht nur große Tech-Konzerne, sondern auch kleinere Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern oder einem Umsatz von mehr als 10 Millionen Euro. Der DSA stellt auch ein Verbot von sogenannten „Dark Patterns“ auf, erweitert die Rechte der Nutzer, sich gegen Plattformen zu wehren, und untersagt die Nutzung besonders sensibler Daten für personalisierte Werbung.
Parallel dazu steht der Digital Markets Act, der ab Mai 2024 greift, um die Macht großer Online-Plattformen einzuschränken, indem er Wettbewerbsbehinderungen durch Bevorzugung eigener Dienste oder das Sammeln von Nutzerdaten über Dienste hinweg ohne Wahlmöglichkeit für Nutzer verbietet. Beide Gesetzgebungen markieren einen bedeutenden Schritt hin zu einer gerechteren und sichereren digitalen Umgebung, die Verbraucher schützt und fairen Wettbewerb fördert, während sie gleichzeitig neue Herausforderungen für Unternehmen darstellen. Kritiker äußern jedoch Bedenken hinsichtlich der praktischen Umsetzbarkeit für kleinere Unternehmen und möglichen Einschränkungen der Meinungsfreiheit durch eine zu strenge Inhaltsmoderation. Die Umsetzung dieser Gesetze, die auch signifikante Geldstrafen für Verstöße vorsehen, wird von nationalen Regulierungsbehörden wie der Bundesnetzagentur in Deutschland überwacht und durchgesetzt, wobei ihre langfristigen Auswirkungen auf die digitale Landschaft in Europa noch abzuwarten sind.