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High Fashion: Luisaviaroma meldet Insolvenzschutz in Italien an

Models mit LuisaViaRoma Shopping Bags
Foto: LuisaViaRoma

Key takeaways

Luisaviaroma hat Insolvenzschutz nach italienischem Recht beantragt. Der Luxusmodehändler reagiert damit auf Marktprobleme und eigene strategische Fehler. CEO Tommaso Maria Andorlini sieht die Krise als Chance für eine Neupositionierung.

Lesezeit ca. 2 Minuten

Der E-Commerce High-Fashion-Pionier Luisaviaroma hat beim zuständigen Gericht in Italien Insolvenzschutz beantragt. Der traditionsreiche Multimarkenhändler mit Sitz in Florenz will sich unter dem Schutzschirm des italienischen Insolvenzrechts neu aufstellen. Die Geschäftsführung führt makroökonomische Belastungen wie den Rückgang der Luxuskonsumlaune, höhere Transportkosten sowie US-Zölle an. Zudem räumt das Management strategische Fehler ein.

120 Tage für eine neue Strategie

Im Rahmen des italienischen Insolvenzverfahrens erhält Luisaviaroma zunächst 120 Tage Zeit, um Sanierungsmaßnahmen umzusetzen – eine Frist, die bei Bedarf auf 240 Tage verlängert werden kann. Innerhalb dieses Zeitraums bleiben Gläubiger zwar berechtigt, Forderungen geltend zu machen oder rechtlich gegen offene Rechnungen vorzugehen, doch das Unternehmen bekommt die nötige Atempause, um seine Restrukturierung voranzutreiben.

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„Ein Wendepunkt“ – CEO Andorlini über Marktveränderungen

„Luxus und Onlinehandel stehen vor strukturellen Herausforderungen – auch wir Händler haben Fehler gemacht“, erklärte CEO Tommaso Maria Andorlini in einer Stellungnahme auf LinkedIn. Zu den Versäumnissen zählen laut Andorlini unter anderem ein unklarer Preiswertversprechen, zu große Austauschbarkeit im Sortiment sowie eine zunehmende Verlagerung der Konsumausgaben hin zu Erlebnissen.

Von Expansion zu Schließungen

Anfang der 2000er Jahre lancierte Luisaviaroma die Website LUISAVIAROMA.COM, um einem ausgewählten Kundenkreis den Einstieg ins Onlineshopping zu bieten. Zunächst als exklusive Plattform konzipiert, erfolgte 2004 ein Relaunch mit einer englischsprachigen Version für ein breiteres Publikum. In den folgenden Jahren wurde die Seite in mehrere Sprachen übersetzt, um gezielt internationale Märkte zu erschließen und länderspezifische Marketingstrategien umzusetzen.

Noch vor wenigen Jahren galt Luisaviaroma als Pionier im Onlinevertrieb von Luxusmode. 2021 flossen 130 Millionen Euro vom Private-Equity-Investor Style Capital ins Unternehmen, wie Vogue Business resümiert. Der Börsengang war fest eingeplant, ebenso wie eine globale Expansion. 2023 übernahm Andorlini die Führung, 2024 folgte die Eröffnung des ersten internationalen Stores in New York sowie eines neuen Headquarters in Mailand.

Doch der Wachstumskurs kam abrupt zum Stillstand: Im Juli 2025 wurde das Mailänder Büro geschlossen, 22 Mitarbeitende sollen künftig von Florenz aus arbeiten. Zu diesem Zeitpunkt betonte Andorlini noch, dass es sich lediglich um Umstrukturierungen handle – ein Insolvenzantrag wurde ausdrücklich ausgeschlossen.

Ein Branchenphänomen

Luisaviaromas Schieflage steht exemplarisch für die derzeitige Konsolidierungswelle im Multibrand-Luxussegment. Nach dem Ende von Matches, der Notübernahme von Farfetch sowie der Übergabe von Net-a-Porter durch MyTheresa hat sich der Druck auf Anbieter mit kostenintensiver Logistik und Lagerhaltung spürbar erhöht. Auch das veränderte Konsumverhalten, geopolitische Unsicherheiten und ein steigender Bedarf an Differenzierung setzen klassische Plattformen unter Zugzwang.

Neupositionierung als Plattform für bewussten Konsum

Luisaviaroma führt nach eigenen Angaben mehrere Hundert Premiummarken, darunter Dolce & Gabbana, Balenciaga und Saint Laurent. Künftig wolle man sich auf Partnerschaften konzentrieren, die echten Mehrwert bieten, so Andorlini. Erst im Juni hatte sich das Unternehmen als Marktplatz für Boutiquen geöffnet. Ziel sei es, ein neues Luxusverständnis zu etablieren, das stärker auf Herkunft, Geschichte und Nachhaltigkeit setzt. „Wir wollen wieder das sein, was wir ursprünglich waren: eine Plattform für Inspiration und Modeleidenschaft“, so der CEO. Das Insolvenzverfahren solle als „Befreiung von Altlasten“ dienen.

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