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Shein im Visier: Neue EU-Beschwerde wegen manipulativer Verkaufstricks

Verbraucherschützer aus 21 Ländern haben Beschwerde gegen SHEIN bei der EU eingereicht. Der Vorwurf: Manipulative Verkaufstechniken wie falsche Rabatte und künstlicher Zeitdruck. SHEIN weißt die Vorwürfe umgehend zurück und betont die Zusammenarbeit mit Verbraucherschutzbehörden.

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Smartphone mit großem Shein-Logo
Foto: Markus Mainka / Shutterstock
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Die europäische Verbraucherorganisation BEUC hat gemeinsam mit 25 Mitgliedsorganisationen aus 21 Ländern Beschwerde bei der EU-Kommission und nationalen Verbraucherschutzbehörden gegen den Online-Modehändler SHEIN eingereicht. Der Vorwurf: Der Anbieter setze systematisch sogenannte „Dark Patterns“ ein – manipulative Designelemente, die Kunden zu Käufen verleiten sollen, die sie ursprünglich nicht geplant hatten. SHEIn wiederum weißt die Vorwürfe zurück und betont, dass bisherige Gesprächsangebote mit der BEUC nicht angenommen wurden.

Massive Vorwürfe gegen SHEIN

Laut der Beschwerde handelt SHEIN, das erst letzte Woche eine Rüge der EU-Kommission erhalten hatte, nicht nur gegen geltendes EU-Recht, sondern befeuert mit seinen Methoden die ohnehin schon problematischen Auswirkungen der Fast-Fashion-Industrie auf Umwelt und Gesellschaft. Grundlage der Vorwürfe sind unter anderem Untersuchungen einzelner BEUC-Mitglieder in ganz Europa.

Zu den kritisierten Methoden gehören unter anderem gefälschte Rabattangebote, künstlicher Zeitdruck durch herunterzählende Timer, Hinweise auf vermeintlich knappe Lagerbestände sowie emotionale Manipulation durch sogenannte „Confirm-Shaming“-Formulierungen. Diese sollen laut BEUC systematisch auf der Website und der App von SHEIN eingesetzt werden – häufig auch in Form wiederholter Benachrichtigungen.

Forderungen an EU-Kommission und nationale Behörden

Die BEUC fordert, dass die EU-Kommission sowie nationale Aufsichtsbehörden SHEIN dazu verpflichten, solche Praktiken zu unterlassen oder zu belegen, dass etwa Kundenbewertungen oder Hinweise wie „nur noch wenige verfügbar“ echt sind. Sollte das Unternehmen nicht nachbessern, seien weitere Maßnahmen notwendig, um Verbraucher zu schützen.

Zudem sehen die Verbraucherschützer in SHEIN keinen Einzelfall: Die Methoden seien in der gesamten Fast-Fashion-Branche verbreitet und bedürften daher einer weiterreichenden Untersuchung durch die Behörden.

Überkonsum und Umweltbelastung

Im Hintergrund steht die zunehmende Kritik an einem Geschäftsmodell, das durch algorithmisch getriebene Personalisierung und aggressive Verkaufsstrategien auf maximale Kundenbindung und -ausgaben abzielt. Diese Dynamik treibt nicht nur den Konsum, sondern auch die Produktion in die Höhe – mit entsprechenden Folgen: Die Textilbranche zählt laut Europäischer Umweltagentur zu den größten Verursachern von Umwelt- und Klimabelastungen nach den Bereichen Ernährung, Wohnen und Verkehr.

Synthetische Fasern, der Einsatz von Pestiziden beim Baumwollanbau, sowie die Nutzung toxischer Chemikalien verschärfen das Problem zusätzlich. Hinzu kommen häufig prekäre Arbeitsbedingungen in der globalen Produktion.

BEUC-Generaldirektor Agustín Reyna betont: „SHEINs manipulative Praktiken sind keine Ausnahme, sondern Ausdruck eines Systems. Es ist höchste Zeit, dass die Behörden handeln und die Branche zur Rechenschaft ziehen.“

SHEIN betont Zusammenarbeit mit Verbraucherbehörden

In einer RETAIL-NEWS vorliegenden Stellungnahme kommentiert ein Unternehmenssprecher: „Im Interesse der europäischen Verbraucher wäre es wünschenswert, wenn der Europäische Verbraucherverband BEUC einem Gesprächstermin mit SHEIN zustimmen würde, um uns die Möglichkeit zu geben, unsere Geschäftstätigkeit zu erläutern und offen sowie transparent über etwaige Bedenken zu sprechen. Leider hat BEUC in den vergangenen Jahren sämtliche unserer zahlreichen Gesprächsanfragen abgelehnt. 

Wir arbeiten bereits konstruktiv mit nationalen Verbraucherschutzbehörden und der EU-Kommission zusammen, um unser Engagement für die Einhaltung europäischer Gesetze und Vorschriften unter Beweis zu stellen. Diesen Dialog setzen wir fort, um mögliche Bedenken auszuräumen. Gerne würden wir auch mit BEUC in einen ähnlichen Austausch treten – vorausgesetzt, unsere Gesprächsanfrage wird angenommen. 

Angesichts der wachsenden Beliebtheit von SHEIN bei europäischen Konsumenten, die unsere Plattform für ihr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, ihre Vielfalt und Erschwinglichkeit schätzen – in einer Zeit, in der viele Haushalte besonders auf ihre Ausgaben achten. Umso bedauerlicher ist daher die fehlende Bereitschaft zum Dialog.“ 

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